"Seele der Opfer sichtbar machen"

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Das Niederösterreichische Landesmuseum zeigt die künstlerische Antwort von Makis Warlamis auf den Terror von 9/11 und die politisch-militärische Gewalt.

Der Terroranschlag des 11. September 2001 hat die politische Landschaft und unsere Wahrnehmung verändert. Auf die Kränkung durch die Erniedrigung folgte die Gegenrechnung in der Sprache der Bomben. "Auch die Religionen haben es in diesen mehr als fünf Jahren nicht geschafft, erlösende Worte zu finden. Wo die Verantwortlichen für Politik und Religion offenkundig nicht fähig waren und sind, Wege aus der Gefahr zu finden, da richtet sich der Blick doch immer wieder auf die Kunst", so Furche-Herausgeber Heinz Nußbaumer bei der Eröffnung der Warlamis-Ausstellung in St. Pölten.

Obwohl auch die Kunst bisher auf diese Überbietung der Fiktion durch die Wirklichkeit eher mit Ratlosigkeit reagiert hat, hat der aus Griechenland stammende Makis Warlamis den Versuch unternommen, mit seiner Kunst einen Weg aus dem Teufelskreis von Gewalt und Angst zu zeigen. Einen solchen Versuch zu wagen, verlangt ein gewaltiges Selbstbewusstsein. Darüber scheint Makis Warlamis zu verfügen, wenn er sagt: "Ich würde mich gerne mit Bin Laden treffen, um ihn zu überzeugen."

Im ersten Teil der Ausstellung stellt der Künstler die Zerstörung der Gebäude in mehreren großformatigen Bildern dar. Besonders in dem monumentalen Bild Victims, das wie ein christliches Triptychon dreigeteilt ist, findet er einen überzeugenden Ausdruck für die Zerstörung von menschlichem Leben. Es zeigt überlebensgroße Menschen, Opfer, die auf beiden Seitentafeln ohne Gesichter, wie überindividuelle Schattenrisse dargestellt sind. Hier geht es nicht um identifizierbare Protagonisten à la Hollywood, sondern um Szenarien, die ihre überindividuelle Kraft als universelles Paradigma entwickelt.

Im nächsten Teil der Ausstellung will Warlamis "das Unsichtbare, die unzerstörbare Seele der Opfer, sichtbar machen". Er versucht das auf dem Weg der Darstellung einzelner Figuren als kontinuierlich sich steigernde Abstraktionen bis hin zur Transzendenz zu verwirklichen.

In einem dritten Kontext formuliert Warlamis Antworten auf die Bedrohungen und Gefahren. Symbole für dieses Schützende und zu Bewahrende sind die "Archen". Das sind zum einen metaphorische "Kopfarchen", in denen Erinnerungen, Ideen und Werte bewahrt werden, die wir für ein gemeinsames Überleben auf dem Kontinent benötigen. Andererseits sind es "gebaute Archen", in denen sich Erinnerungen der Technikgeschichte und der utopischen Architekturgeschichte eingraviert haben.

Makis E. Warlamis - The New Vison. GROUND ZERO Zeitenwende. Antworten der Kunst.

Niederösterreichisches Landesmuseum Kulturbezirk 5, 3109 St. Pölten

www.landesmuseum.net

Bis 20. 5. Di-So 9-17 Uhr

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