SEELE, GEIST & GEHIRN

Werbung
Werbung
Werbung

"Augen des Geistes"

Für den griechischen Philosophen Platon (428-348 v. Chr.) konnte aus sinnlicher Erfahrung keine sichere Erkenntnis entstehen, da sie materieller Natur war. Nur die Seele, die "Augen des Geistes", vermochte wahre Erkenntnis zu vermitteln. Die vernunftbegabte Seele lokalisierte der Philosoph im Gehirn, ihren edelmütigen Teil im Herzen.

"Seelenstoff" & Ventrikel

Mittelalterliche Gelehrte wie Albertus Magnus (um 1200-1280) gingen davon aus, dass eine immaterielle Seele mit einem stofflichen Seelenkomplex in Wechselwirkung steht. Als Ort dieser Interaktion galten die vier Ventrikel, die mit Flüssigkeit gefüllten Hohlräume des menschlichen Gehirns. Demnach enden die Nerven, die von den Sinnesorganen kommen, in den Ventrikeln und geben dort "Seelenstoffe" ab.

Gehirn-Maschine

Als der englische Arzt William Harvey (1578-1657) den Blutkreislauf entdeckte, wurde das Herz als vermeintlicher Sitz emotionaler Zustände entzaubert. Angeregt durch Harvey, der das Herz erstmals als mechanische Pumpe beschrieben hatte, betrachtete der französische Naturforscher René Descartes (1596-1650) auch das Gehirn als eine Maschine. Die Schnittstelle zwischen Gehirn und Geist - im Sinn einer unsterblichen Seele - vermutete er in der Nähe der Zirbeldrüse.

"Pforten der Wahrnehmung"

Der englische Schriftsteller Aldous Huxley (1894-1963) griff die "Filterhypothese" auf, wonach das Gehirn nur einen kleinen Teil der geistigen Wirklichkeit ins Bewusstsein dringen lässt. Nur wenn der Gehirn-Stoffwechsel in einen Ausnahmezustand gerät, können sich die "Pforten der Wahrnehmung" zur visionären Schau öffnen.

Denken, Fühlen und Sein

"Ich denke, also bin ich", hatte der französische Naturforscher René Descartes einst postuliert. Mit Forschungsarbeiten wie jenen von Antonio Damasio wurde das Primat des Denkens in den 1990er-Jahren gründlich revidiert ("Ich fühle, also bin ich"). Damasio beleuchtete, wie emotionales und "moralisches" Verhalten im Gehirn entsteht.

B. Libet & der freie Wille

Mit einem Experiment zur zeitlichen Abfolge von Nervenimpulsen, Handlungsentscheidungen und ihrer motorischen Umsetzung entzündete Benjamin Libert (1916-2007) eine Debatte zur Willensfreiheit. Bis heute wird das Experiment als Hinweis gedeutet, dass unsere Entscheidungen durch unbewusste Prozesse im Gehirn vorbestimmt sind.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung