Seelenschmerz und eitle Ehre

Werbung
Werbung
Werbung

Die Uraufführung der Lyrischen Szenen "Eugen Onegin" hatte Tschaikowsky zunächst den Studenten des Moskauer Konservatoriums am Maly Theater überlassen, von der großen Bühnenwirksamkeit des Werks war er offensichtlich zunächst selbst nicht so überzeugt. Alexander III. setzte das Werk 1884 auf dem Bolschoj Theater durch, von da an begann der Welterfolg. Geblieben für die Salzburger Aufführung am Landestheater ist eine gewisse Enge in diesen eleganten, auf Weiß gestylten Bühnenbildern, in der Chor, Extrachor und Statisterie des Hauses sich ihrer Aufgaben gediegen entledigten.

"Eugen Onegin": das sind Momentaufnahmen seelischer Befindlichkeiten, Beschreibung von Situationen, die das Mozarteum Orchester unter Leo Hussein oft arg laut unterlegte, wobei glücklicherweise die Protagonisten nicht beeinträchtigt wurden. Zu den eindrucksvollen Szenen gehören: die Briefszene der Tatjana - Zhala Ismailova sang sicher und überzeugend den großen Monolog - und das Duett der ehemaligen Freunde Onegin und Lenski vor dem Duell - Simon Schnorr, der Einsame, die Liebe Verschmähende, und Sergey Romanovsky, sein Dichterfreund, der beleidigt von den Tändeleien Onegins mit seiner Verlobten Tatjana diesen fordert und dabei zu Tode kommt. Die Partien rund um die beiden Männer und Tatjana sowie Olga mit Emily Righter sind ausgezeichnet besetzt.

Die Unnachgiebigkeit der beiden unversöhnlichen Kontrahenten findet beinah ein Pendant in der Aufführung von Lessings "Minna von Barnhelm", in dem sturen Ehrbegriff des Majors von Tellheim, den das Landestheater auf der kleinen Bühne der Kammerspiele gibt. Nun ist die "Minna" kein kleines Schüler- und Jugendtheater, sondern "ein glänzender Meteor" (Goethe) oder mit Grillparzer das beste deutsche Lustspiel überhaupt. Die Komödie braucht Luft und Raum und nicht eine mit Schrankkoffern verstellte kleine Bühne, Regisseurin Astrid Großgasteiger hat hier eher einen Irrweg beschritten. Als Minna sah man Claudia Carus (eher ein College Girl), als Tellheim den sehr jungen Clemens Ansorg und als Wirt, der überzeugendste in dem Ensemble, Walter Sachers. Ansonsten waren die Akteure um Stück und Text bemüht.

Eugen Onegin

Salzburger Landestheater 27. Februar, 2., 5., 9., 14., 27. März

Minna von Barnhelm

Salzburger Landestheater, Kammerspiele 21., 26., 27. Februar, 2., 3. März

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung