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Die stillen, poetischen Arbeiten des tschechischen "Bildwerkers" Zbynek Sekal lassen sich nun in der Kunsthalle Krems entdecken.

Zbynek Sekal war ein faszinierender Künstler und ein verletzbarer Mensch. Daher sind seine stillen, poetischen Arbeiten nicht so bekannt, wie sie es verdienten. Die Kunsthalle Krems zeigt nun einen retrospektiven Überblick über das Werk des 1998 verstorbenen Künstlers.

Sekal wurde 1923 in Prag geboren, das konzentrierte Ringen um die richtige Form zeigt sich schon bei den ältesten Arbeiten. Als "widerspruchsvolle Einheit von Körper und Geist" empfand er den Menschen, seine frühen Skulpturen scheinen aus zwei miteinander sprechenden Teilen zu bestehen. Sekal entwickelte sich weiter, ließ die konventionelle Plastik hinter sich, kam zu seinen "zusammengesetzten Bildern", deren logische Fortsetzung die "Gerüste" sind. Ende der 70er Jahre fand Sekal in ihnen seinen ureigensten künstlerischen Ausdruck.

Bis zu seinem Tod erweiterte, verfeinerte und vertiefte er die Idee der "Gerüste", gewann ihnen unendlich viele Facetten ab. Fragile Behausungen, hölzerne Gerippe umgeben wie durchsichtige Schreine einen Kern, umhüllen einen gefundenen, ungeliebten, weggeworfenen Gegenstand mit einer sakralen Aura. Nicht hermetisch geschlossen, sondern durchlässig ist dieser Schutz des Inneren, den Blicken ausgesetzt. Ein Rest an Gefährdung bleibt.

Am 19. November 1941 wurde Sekal von der Gestapo verhaftet, vier Jahre verbrachte er in Theresienstadt und Mauthausen, danach lernte er auf der Hochschule für angewandte Kunst in Prag bei Frantisek Muzika und Frantisek Tichy. Sekal spielte als Bildhauer eine große Rolle, entfernte sich aber so stark vom Sozialistischen Realismus, dass er 1968 aus dem Verband tschechischer Künstler ausgeschlossen wurde. Er emigrierte, von 1970 bis zu seinem Tod lebte er in Wien.

Die Sehnsucht nach Schutz und das Wissen einer verletzten Seele um die Unmöglichkeit, wirklich geborgen und sicher zu sein, scheint sich in seinen fragilen, zerbrechlichen, leise schwingenden Behausungen auszudrücken. "Hier, in der Werkstatt, weiß ich ziemlich genau, woran ich bin. Aber sonst ist alles unsicher", schrieb Sekal in sein Tagebuch. "Dem Künstler geht es nicht ums Schaffen von Mitteln zu Zwecken, sondern um das Schaffen von fertigen, vollendeten Werken."

Mit endloser Geduld, Ernsthaftigkeit und Hingabe ließ der tschechische "Bild-Werker" seinen Arbeiten jahrelang Zeit um zu reifen. Feinfühlig, mit offenen Augen ging er durch die Welt, auf der Suche nach der Schönheit und Poesie, die in weggeworfenen, alten, ungeliebten Dingen steckt. "Ralentir travaux" - Arbeit verlangsamen: dieser Titel eines surrealistischen Buches aus den 30er Jahren wurde zu Sekals Lebensmotto.

Unzählige Gegenstände, Holzleisten, Rahmen, rostige Nägel, Metallteile, Werkzeugstücke hortete er, aufeinandergestapelt, geschlichtet, sortiert in seinem Atelier. Bis an die Grenzen der räumlichen Belastbarkeit reichte seine Sammlung, deren Materialfülle ihm oft zu schaffen machte. Er wartete, bis die Dinge zu ihm sprachen, setzte sie behutsam zusammen, bis sie unter seinen ordnenden, handwerklich geschickten Händen zu einem stillen poetischen Gesamtkunstwerk verschmolzen.

bis 18. August, täglich 10-18 Uhr

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