Servus TV: Qualität statt Quote

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Erst gut ein Jahr alt - und dennoch: "Servus TV“ expandiert. Prominente Moderatoren und langjährige TV-Profis werden angeworben, als Nächstes will man in Deutschland zum relevanten Player werden.

E xpansion steht im Vordergrund: Der Salzburger Privatsender Servus TV baut sein Programm sukzessive aus. Jüngster Coup: Mit Hellmuth Karasek gewann man den Literaturdoyen als Moderator für die Sendung Talk im Hangar 7, in der jeden Donnerstag im Hauptabend über allerlei Themen diskutiert wird.

Daneben versucht Servus TV, sich vermehrt als Qualitätsprogramm zu positionieren: Während US-Serienware und seichte Unterhaltung den ORF-Hauptabend dominieren, zeigt Servus TV Wissenschaftssendungen, Naturdokus, Österreich-Bilder. Der 2009 von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz gegründete Sender ist gerade dabei, dem ORF als öffentlich-rechtlichem Sender den Rang abzulaufen. Zwar ist Servus TV auch (und vielleicht vorrangig) als Werbeträger für den Energydrink gedacht, denn große Programmteile bestehen aus von Red Bull gesponserten Extremsport-Events. Jedoch ist die zweite Hälfte des Programms von durchaus hoher Qualität. Das Programm bietet überdurchschnittlich viele niveauvolle Sendungen aus den Bereichen Kultur, Kunst, Design, Reisen, Wissen und Kulinarik. Alles auch in High Definition, versteht sich.

"Man investiert hier in Programm, das ist eine spannende Entwicklung“, findet Kommunikationswissenschaftler Hannes Haas vom Wiener Publizistik-Institut: "Man will sich ein scharfes Profil geben, und das geht über Personen. Dass Hellmuth Karasek nun bei Servus TV als Moderator auftritt, trägt sicher zur Unverwechselbarkeit des Senders bei.“

Die Pläne von Servus TV betreffen aber nicht nur das Anwerben von TV-Stars oder prominenter Persönlichkeiten. Auch in den Redaktionen von ORF und etlichen deutschen Sendern schaut sich der Salzburger Sender um - zuletzt wechselte etwa die Universum-Redaktion vom ORF zu Servus TV. "Hochqualitatives Programm braucht hochqualitative Menschen, die es machen. Bestmögliche Qualität in allen Bereichen ist unser Anspruch“, sagt Martin Blank, Geschäftsführer von Servus TV.

Dem ORF den Rang abgelaufen?

"Der Sender profitiert von der Manpower des ORF“, meint Hannes Haas. "Und es ist klar, dass ein riesiger Apparat wie der ORF, der durch Werbung und Gebühren mischfinanziert ist, programmlich nicht so wendig agieren kann, wie ein frischer, kleiner Sender“.

Parallel zum TV-Programm ist mit dem Servus Magazin nun auch ein Printtitel erschienen, der in äußerst anspruchsvoller Optik die Inhalte aus dem TV weiterzieht. "Dieser Titel setzt auf jene Schiene, die derzeit am erfolgreichsten auf dem Printmarkt ist: Country-Magazine, die vom Landleben, von Natur und ‚Zurück zum Ursprung‘ berichten, von Lebensqualität und Brauchtum, von Wohlfühlen und gutem Essen. Das ist ein riesiger Markt geworden“, analysiert Haas: "Print und TV können sich so ergänzen, dadurch ergibt sich wechselseitige Verstärkungswirkung.“

Allein: Bislang blieb der Quotenerfolg für Servus TV aus. Magere 0,4 Prozent Marktanteil verbucht man hierzulande. Doch Martin Blank ist optimistisch: "Wir bauen unsere Quote Monat für Monat aus. Nachhaltiges Wachstum ist unser Ziel. Das Feedback der Zuseher ist extrem positiv. Die technische Reichweite liegt in Österreich schon bei über 70 Prozent.“

Der nächste Schritt ist der Blick zum Nachbarn: In Deutschland ist Servus TV schon via Kabel oder Sat empfangbar. Erst im Dezember hat Mateschitz zwei zusätzliche Plätze auf Astra-Satelliten gemietet, auf denen er "Servus TV Deutschland“ ausstrahlen will. Er will das österreichische Vollprogramm auch für deutsche Werbekunden öffnen und macht das, was seit den 90er Jahren die Deutschen in Österreich machten: Ein eigenes Werbefenster. Blank: "Wir wollen uns als relevanter Player in Deutschland etablieren. 2011 steht der Ausbau der technischen Reichweite im Fokus, sodass uns möglichst viele Menschen zu Hause abspeichern. Deshalb gibt es intensive Gespräche mit allen Kabelnetzbetreibern.“ Ein Extraprogramm für Deutschland sei jedoch nicht angedacht.

Trotz der bescheidenen Quote steht die Marschrichtung also fest. "Es ist immer die Frage, wie viel finanziellen Atem man einem Sender gibt“, meint Hannes Haas. Wer die prall gefüllten Kassen von Dietrich Mateschitz kennt, weiß, dass dieser Atem sehr lange sein kann.

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