Sicherheit beim Online-Shoppen

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Internet-Betrügereien und Verunsicherung der Konsumenten nehmen zu. Ein Leitfaden über faule Tricks im Netz - und wie man sich dagegen schützt.

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Internet-Betrügereien und Verunsicherung der Konsumenten nehmen zu. Ein Leitfaden über faule Tricks im Netz - und wie man sich dagegen schützt.

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Soll ich mit Kreditkarte zahlen? Wer schaut mit? Was für Sicherheitsstandards gibt es? - Das Internet bietet in vielerlei Hinsicht Möglichkeiten zum Geldverdienen. Auch Betrüger tummeln sich hier; die Kreativität der Kriminellen im Netz ist groß. Das hält nach wie vor viele potentielle Kunden ab (siehe Diagramm unten). Welche Tricks werden angewendet, und wie kann man sich dagegen schützen?

Trick 1: Kreditkarten-Zahlung Nach Schätzungen der in den USA eigens geschaffenen Online-Polizei namens "Internet Fraud Watch" laufen mehr als fünfzig Prozent der Netzgaunereien mit professionell ausspionierten Kreditkartennummern ab.

Karl Kollmann, Internet-Experte der Wiener Arbeiterkammer, empfiehlt daher den Online-Kauf per Rechnung: "Wird das Produkt nicht geliefert, zahlt der Kunde nichts."

Schon riskanter sei die Bestellung per Nachnahme. "Ist die Ware beschädigt, muß man sich selbst darum kümmern, das Geld zurückzubekommen." Auf keinen Fall sollte man im Netz die Kreditkartennummer unverschlüsselt weitergeben. "Sonst kann es passieren, daß jemand die Daten abfängt und auf Kosten des Karteninhabers eine umfangreiche Shoppingtour unternimmt", warnt Kollmann.

Um Einkäufe im Cyberspace todsicher zu machen, haben die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard den internationalen Sicherheitsstandard SET (Secure Electronic Transaction) entwickelt. Der Clou: Nur wenn Verkäufer und Käufer einwandfrei identifiziert sind, wird das Geld freigegeben. Allerdings wird SET in Österreich erst von zwanzig Online-Shops angeboten. "Wir stehen am Anfang, schon bald werden es mehr sein", verspricht Walter Bödenauer von Mastercard.

Trick 2: Shops ohne Waren Wer im Internet einkauft, sollte genau überprüfen, um welchen Anbieter es sich handelt. Bestellen sollte man nur bei Shops, von denen man den genauen Firmennamen, die vollständige Anschrift (kein Postfach) und die Telefonnummer kennt. "Denn eine Homepage ist noch lange keine Garantie dafür, daß das Geschäft auch tatsächlich existiert." Viele Web-Seiten verschwinden so schnell, wie sie aufgetaucht sind, nachdem mehrere gutgläubige Kunden ihre Anzahlungen geleistet haben.

Allerdings schränkt Arbeiterkammer-Experte Kollmann ein: "Selbst wenn auf der Web-Seite eine Adresse und Telefonnummer genannt werden, heißt das noch nicht, daß die Waren tatsächlich geliefert werden. Gerade bei ausländischen Anbietern kann es zu Schwierigkeiten kommen." Der Arbeiterkammer-Experte sieht die Mitte Dezember vom EU-Ministerrat verabschiedete E-Commerce-Richtlinie als wichtiges Signal für mehr Sicherheit: "Die EU-Minister haben endlich klargestellt: Wenn sich Surfer bei einem grenzüberschreitenden Kauf via Internet betrogen fühlen, können sie künftig vor den Gerichten ihres Heimatlandes Beschwerde einlegen." Die Richtlinie gilt aber nur für Einkäufe innerhalb der EU.

Grundsätzlich sollte man sich über jeden Bestellvorgang einen Ausdruck machen, um diesen später belegen zu können. Kollmann hält es für wichtig, daß jeder Auftrag vom Anbieter per E-Mail bestätigt wird. Außerdem sollte dem Konsumenten ein Rücktrittsrecht eingeräumt und die genauen Bedingungen dafür auf der Homepage erläutert werden.

Trick 3: Versandkosten Manch vermeintliches Internet-Schnäppchen entpuppt sich im nachhinein als teurer Kauf. Denn zum angegebenen Preis kommen oft noch Liefergebühren, Zoll und Steuern hinzu. "Bei einer einzigen CD aus den USA können Versandkosten zwischen 60 und 90 Schilling anfallen. Und auch österreichische Online-Shops verrechnen im Regelfall noch Versandkosten von 39 Schilling", weiß Arbeiterkammer-Experte Kollmann. Jeder Produktpreis sollte daher genau aufgeschlüsselt werden und sämtliche Zusatzkosten für Lieferung, Verpackung und bestimmte Zahlungsformen enthalten.

Internet-Shopper, die eine größere Anschaffung planen, sollten sich daher vor der Bestellung unbedingt beim Zollamt über die gültigen Bestimmungen informieren. Denn Pakete mit zoll- und steuerpflichtigen Waren werden von der Post direkt an den Zoll weitergeleitet, dort muß der Besitzer sie abholen und sämtliche Abgaben bezahlen. Und das kann teuer werden.

Trick 4: Die Sex-Falle Mehr als 60 Prozent der E-Commerce-Geschäfte werden weltweit mit Sex-Seiten gemacht. Einige Männer tun es. Die Freundin oder Ehefrau ist gerade weg. Schnell wird im Internet die Adresse einer Sex-Seite eingegeben und schon sind sie da: Girls, halbnackt und vollbusig. Doch bevor die Traumfrauen im Cyberspace zur Sache kommen, heißt es: "Bitte geben Sie die Nummer Ihrer Kreditkarte ein." Was nun?

"Im Erotik-Bereich des Netzes sollten Surfer mit der Weitergabe ihrer Kreditkartennummer äußerst vorsichtig sein", rät Kollmann von der Wiener Arbeiterkammer. "Ohne daß der Surfer es weiß, kann der erotische Ausflug schnell zum sündteuren Fiasko werden", so Kollmann.

Wer auf eine "Adult Site" klickt, dem wird meist ein freier Test-Zugang zu den Pornos versprochen. Da die Bilder laut Gesetz aber nur Erwachsenen zugänglich sein dürfen, behaupten die Anbieter, die Kreditkartendaten als Prüfungskriterium zu benötigen. Schließlich würden ja nur Erwachsene eine Kreditkarte erhalten.

Irgendwo auf der Web-Seite befindet sich - meist versteckt - ein kleingedruckter Teil mit den Geschäftsbedingungen. Darin heißt es, daß der Test-Zugang nach einer Woche in eine gebührenpflichtige "Mitgliedschaft" für die Dauer eines Jahres übergeht. Abgebucht wird das Geld automatisch von der Kreditkarte. "Die Dunkelziffer der Sex-Geschädigten dürfte sehr hoch sein. Da sich niemand als Porno-Surfer outen möchte, wenden sich nur die wenigsten an eine Konsumentenschutzorganisation", vermutet Arbeiterkammer-Experte Kollmann.

Wer nicht bis zum Lebensende Monat für Monat für Internet-Sex bezahlen möchte, muß den Vertrag kündigen. Doch das ist leichter gesagt als getan. In der Kreditkartenrechnung tauchen die Namen der Sexclubs nicht auf, sondern nur Buchstabenkürzel. Und wenn US-Telefonnummern unterhalb der Abrechnung zu lesen sind, verweisen sie meist auf teure Sexlines. So bleibt den Opfern nichts anderes übrig, als sich im Internet auf die Suche nach der Postadresse des Anbieters zu machen und die Kündigung des Online-Dienstes per Einschreiben zu schicken. Und falls man keine Anschrift ausfindig machen kann, hilft die Kreditkartengesellschaft weiter. Walter Bödenauer von Mastercard: "Im schlimmsten Fall müssen wir eben die Kreditkarte sperren. Und der Kunde bekommt eine neue Karte."

Trick 5: Falsche E-Mails Eine leicht durchschaubare Abzocker-Aktion: Internetfreaks erhalten ein E-Mail - angeblich von ihrem Onlinedienst oder Service-Provider -, in der sie aufgefordert werden, die Kundendaten wie Paßwort und Kreditkartennummer noch einmal zu übermitteln. Begründung: Die Daten seien verlorengegangen oder versehentlich gelöscht worden. Vorsicht Falle! "Kein Onlinedienst würde Sie per E-Mail nach Ihren Codes fragen", mahnt Peter Kolba, Jurist vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) zur Vorsicht.

Trick 6: Angebliche Gewinne Gewinnbenachrichtigungen sind ein Lieblingstrick zum Ausschnüffeln der persönlichen Daten. Immer öfter tauchen E-mails mit dem Text auf: "Gratulation! Sie haben gewonnen. Zur Deckung der Versandkosten bitten wir Sie um die Übermittlung Ihrer Kreditkartennummer." Auf diesen Preis können Geprellte lange warten.

Trick 7: Die 0900-Nummer Alt, aber noch immer wirkungsvoll ist der Trick mit der unbekannten Bestellung. Web-Surfer werden per E-Mail darüber informiert, daß sie zahlreiche Produkte bestellt haben und daß diese in den nächsten Tagen geliefert werden. Bei Rückfragen solle man eine kostenpflichtige 0900-Telefonnummer wählen. "Rufen Sie dort nicht an! Denn jede Minute kostet viel Geld", betont VKI-Jurist Peter Kolba. "Sollte tatsächlich etwas geliefert werden, schicken Sie das Paket sofort zurück, ohne es zu öffnen."

Trick 8: Schnüffelprogramme Auf vielen Web-Seiten gibt es das Angebot, sich kostenlos Spiele oder andere nützliche Software herunterzuladen. Wer davon Gebrauch macht, kann sich unbemerkt kleine Schnüffelprogramme auf seine Festplatte holen. Diese "trojanischen Pferde" durchsuchen den Computer nach sensiblen Daten (etwa Bankverbindung, Codes, Kreditkartennummer, elektronische Briefe). Sobald der User ins Internet geht, setzt das Programm heimlich eine E-Mail-Meldung mit den Suchergebnissen ab. Empfänger ist natürlich der Schreiber dieses Schnüffelprogramms.

Paul Srna, Telekom-Experte des Vereins für Konsumenteninformation (VKI): "Laden Sie grundsätzlich niemals Software von unbekannten Web-Seiten auf Ihre Festplatte. Wer viele E-Mails mit angehängten Dokumenten empfängt, sollte laufend seinen Computer mit Anti-Virusprogrammen checken."

Doch auch wenn im Cyberspace so mancher Gauner sein Unwesen treibt, sollte man, so Karl Kollmann, Web-Experte der Arbeiterkammer, nicht die positiven Aspekte des Internets aus den Augen verlieren: "Denn die überwiegen bei weitem."

Nächste Woche lesen Sie im Dossier: Der Österreichische Film * Das Wunder: Kein Geld, aber internationaler Erfolg * Barbara Albert ("Nordrand") im Gespräch * Stefan Ruzowitzky ("Die Siebtelbauern") im Gespräch * Die Multiplexkinos - eine Fehlinvestition

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