Sie rückt zurecht statt nach rechts

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Soeben zurück von einer politischen Studienreise, die unter anderem nach Polen zum "Führerhauptquartier Wolfsschanze" geführt hat -dem Schauplatz des gescheiterten Bombenattentats auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944. Ein durchwegs bedrückender Ort. Wäre der Anschlag dort gelungen, hätte es wohl Millionen Kriegsopfer weniger gegeben.

Kaum zu Hause, wird die Erinnerung daran in der Wiener Hofburg erneut geweckt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist Gastgeber für die Präsentation des ORF-Films über Robert Bernardis, den einzigen österreichischen Offizier mit Schlüsselrolle für das Stauffenberg-Attentat. Erst ein halbes Jahrhundert danach begann hier die zaghafte Wiederentdeckung des einst prompt Hingerichteten. Sie gipfelte in einer Rede von Bundespräsident Heinz Fischer bei einem Reformationsempfang der Evangelischen Kirche. Das ist nun auch schon wieder zehn Jahre her - und vergessen wie Bernardis.

Der Film dazu ist spektakulär (Ausstrahlung am 9. Sept., 22.30 Uhr, ORF 2). Sein Gestalter Martin Betz hat mit Hilfe des Bundesheeres die Sprengwirkungen nachgestellt - samt Experimenten zum "Was wäre gewesen, wenn?" Doch der größere Wert dieser historischen Aufarbeitung liegt in ihrer gesellschaftlichen Mahnung. Nicht nur aufgrund der Nazi-Ära, sondern mehr noch über den Umgang damit in der Zweiten Republik. Denn bei wem erzielt der Name Bernardis heute einen Wiedererkennungseffekt? Der Mann muss(te) in einem Bundesheer mit vielen einstigen Wehrmachtsoffizieren erst rehabilitiert werden.

Dies Produktion erfüllt ideal den öffentlich-rechtlichen Auftrag: Sie erinnert an zu Unrecht Vergessenes, sie rückt zurecht statt nach rechts, sie bildet. Damit tut sich der ORF auch selbst einen großen Gefallen: Je mehr solche Beispiele er liefert, desto weniger wirkt er verzichtbar.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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