Sinnüberfrachteter Slapstick

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Wiener Festwochen, Halle G

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Wiener Festwochen, Halle G

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Glasplatten, auf die unleserliche Schriftzeichen geschrieben sind: hinter ihnen spielt sich Richard Foremans "Now That Communism Is Dead, My Life Feels Empty" bei den Wiener Festwochen ab. Genauso wie die dichten, wirren Schriftzüge ist das ganze: aufgeladen von vielerlei Symbolik, handelt Foreman nur peripher den Kommunismus ab, er versucht sich an Ideologien, Heilsversprechungen aller Art und verwendet als Ausdrucksform der Leere den Slapstick, die subversiv-grausame Komik des Ontological Hysteric Theatre, die mit bisweilen derben Mitteln arbeitet. Eine allwissende Stimme streut Sinnformeln in Holzhammersätzen ein oder lässt die Szene ins Standbild einfrieren: "Careful! Don't move!"

Der Grat zwischen Witz und Grausamkeit ist schmal, die beiden Hauptfiguren Fred (Jay Smith) und Freddie (Tony Torn) bilden ein sadomasochistisches Pärchen, das mit Machtspielchen und dem Herumkommandieren einer lasziven, vorwiegend weiblichen Menge versucht, die eigene Leere, wenn schon nicht mit Sinn, dann wenigstens durch Lust zu füllen. Im von Evas angebissenem Apfel bis zur außerirdischen Gottgestalt symboldurchtränkten Spiel ergeben sich durchwegs witzige Dialoge und Szenen: "Garbage for breakfast, lunch and dinner!", klagt Freddie, "You are, what you eat!", kontert Fred. Der Sinn hockt dem Unsinn immer unmittelbar am Genick, unendlich deutbare Querverweise in Unendlichkeit und Religion jagen einander, nichts bleibt gültig bis zum eindeutigen Schluss aus dem Off: "The play is over!"

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