Sir Johns Body Mass Index

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Verdis "Falstaff" am Salzburger Landestheater.

Sein Gott ist der Bauch. Sein Body Mass Index liegt längst im pathologischen Bereich - ein Fettberg in der Gesellschaft von Schlanken, der sich mit seiner Adipositas wohlfühlt: Sir John Falstaff. Arrigo Boito und Giuseppe Verdi haben daraus eine erfolgreiche Commedia lirica geformt und dieser "Falstaff" hatte am Salzburger Landestheater eine wohlgelungene Premiere. Die junge Italienerin Serena Sinigaglia, Gründerin der bekannten Theatergruppe ATIR, führt Regie im Shakespearschen Sinn, stellt die Oper auf eine eigene Spielfläche, und Maria Spazzi reduziert das Bühnenbild auf verwandelbare Fässer, darin das lebende Fass Sir John seine Eitelkeiten, Kindereien und auch sein Drama auslebt.

Dieser "Falstaff" ist musikalisch eine erfreulich runde Sache geworden, wozu nicht nur Paolo Rumetz in der Titelpartie, sondern auch und vor allem die Damen Nina Berten (Alice), Erin McMahon (Nanetta), Roswitha Müller (Meg) und Susannah Self (Quickly) entscheidend beitragen. Solide die Herren Manolito Mario Franz (Fenton), Franz Supper (Dr. Cajus), Juan Carlos Navarro (Bardolfo) und Krzystof Borysiewicz (Pistola). Ein quickes Dienerpaar (Ilona Holzbauer, Felix Mayrhofer) ersetzt Wirtsleute und Gesinde , der Chor des Landestheaters ist in der Feen-Maskerade bei der Eiche gefordert. Sinigaglia setzt auf Tempo und Gags, lässt aber keine Outrage zu. Das Mozarteum Orchester unter Christoph Eberle musste bei der Premiere hörbar mit einigen Substituten auskommen.

Wer ist schließlich der Betrogene? Alle. Und für die Spaßgesellschaft bleibt die Erkenntnis, die sie ohnehin schon immer gewusst hat: "Alles ist nur Spaß auf Erden".

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