Sisyphos wälzt den bunten Stein

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Franz West, Plastiker und Environmentkünstler, ist eine große Retrospektive im Kunsthaus Bregenz gewidmet.

Das Kunsthaus Bregenz zeigt Arbeiten des bildnerischen Multitalents Franz West: von Zeichnungen über Gouachen, Collagen, Übermalungen bis zu Möbelstücken und zum Teil riesigen Skulpturen. Der international renommierte Künstler Franz West lebt und arbeitet in Wien und gilt als einer der wichtigsten Plastiker und Environmentkünstler der Gegenwart.

Präsentiert werden in einer Retrospektive, die von verschiedenen Knotenpunkten der künstlerischen Biografie Wests ausgeht, Werke der letzten 25 Jahren bis hin zu solchen, die extra für die Bregenzer Ausstellung geschaffen worden sind. Im Erdgeschoß des Kunsthauses befindet sich ab dieser Ausstellung die sogenannte "KUB-Arena". Im Schnittfeld von öffentlichem Raum und Kunstraum soll ein vom Künstler intendierter Diskurs ermöglicht werden. Franz West hat hierfür eigens ein Auditorium von 60 Stühlen geschaffen. Sie wurden in Form eines Baumstumpfes gegossen und grellgrün bemalt und sollen zum Platznehmen, Zuhören und Nachdenken einladen.

Im ersten Stockwerk findet sich eine geballte Ladung an Werkgruppen unterschiedlicher Schaffensphasen. Den Anfang macht eine Wand, die mit den charakteristischen Fotocollagen bzw. Zumalungen versehen ist. Das Spektrum reicht von heiter-ironischen bis zu dunkel-depressiven Bildfindungen, die mit oberflächlich-dekorativen Momenten spielen. Es findet sich auch eine innen mit regionalen Tageszeitungen austapezierte Kabine mit so genannten Passstücken, die laut Anweisung interaktiv benutzt, d.h. angelegt werden können. Erstmals gezeigt werden auch die ersten Passstücke, die laut Franz West auf den fiktiven "Bioadapter" von Oswald Wiener zurückgehen. Auch die in den letzten Jahren häufig benutzten Möbelstücke sind vertreten, wie etwa ein bunt belegtes Sofa vor einem Tisch aus eisernem Gitter. Environments mit TV-Schirmen, die das aktuelle Programm zeigen, können betreten werden bzw. kann der Besucher auf den aus Metallgitter gefertigten Stühle Platz nehmen. Während im ersten Stock die wuchernde Vielfalt des Werkes gezeigt wird, reduziert sich die Präsentation auf den zwei letzten Stockwerken auf eine Werkgruppe und im dritten Stockwerk auf lediglich ein einziges riesiges Objekt. Der zweite Stock zeigt unter dem Titel "Sisyphos", erstmals in Europa, monumentale Papier-Maché-Blöcke, deren unebene Oberfläche zum Teil farbig bemalt wurde. Sisyphos wälzt den Stein, ohne Aussicht je ans Ziel zu kommen, wie der Künstler stets der Illusion nachjagt, sein eigenes Werk vollenden zu können.

Im dritten Stock findet sich eine darm- oder phallusförmige Riesenskulptur mit dem Titel "Drama". Eine imposante, plastische Aussage, die den gesamten Raum füllt und damit definiert. Abgerundet wird die Schau durch ein so genanntes "Centripedal" im öffentlichen Raum vor dem Kunsthaus. Ein typisches längliches Teil scheint sich, umringt von einer kreisförmigen Skulptur, in den Boden zu bohren. Insgesamt eine pointierte Auswahl an Werken, die in sinnlicher Ausführung und Präsenz zu Betrachtung und Verweilen einladen. Wolfgang Ölz

Franz West. We'll not carry coals

Kunsthaus Bregenz

Karl Tizian-Platz, 6901 Bregenz

Noch bis 14. September, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr

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