Der abgesetzte Erzbischof von Trnava, Róbert Bezák (vgl. FURCHE 30), ist seit Anfang August Aushilfspriester in der slowakischen Diözese Bánska Bystrica. Der Apostolische Administrator von Bánska Bystrica, Márian Bublinec, ist damit einem Ersuchen des Redemptoristenordens gefolgt, dem Bezák angehört. Bezák absolviert in seiner Heimatdiözese ein Sabbatjahr. Papst Benedikt XVI. hatte den beliebten Geistlichen Anfang Juli von seinem Amt als Erzbischof von Tyrnau entbunden. Der am 2. Juli erfolgten Absetzung des Erzbischofs waren Proteste, Gebetsversammlungen und Unterschriftenaktionen gefolgt. Die genauen Gründe sind weiterhin nicht bekannt.
Bezák hatte nach seinem Amtsantritt im Jahr 2009 eine gründliche Überprüfung der Finanzgebarung seines Vorgängers Ján Sokol angeordnet und eine Visitation durch Rom angefordert, die aber nicht zustande kam. Laut slowakischen Medienberichten erstattete die Tyrnauer Wirtschaftsprüfungskanzlei "KLT Audit“ Anzeige gegen Sokol in mehreren Punkten. So sei die Rechtsanwaltskanzlei von Ján ˇCarnogursk´y jun. - dem Sohn des gleichnamigen slowakischen Ex-Premiers - zu stark überhöhten Konditionen mit der Rechtsvertretung der Erzdiözese betraut worden. Für den von Bezák angeordneten Ausstieg aus dem Vertrag mit ˇCarnogursk´ys Kanzlei soll die Erzdiözese 1,6 Millionen Euro bezahlt haben. Die danach eingesetzte Kanzlei hingegen erhält für ihre Tätigkeit angeblich nur 4000 Euro monatliches Pauschale.
Ein "Bürgerausschuss für objektive Information der Öffentlichkeit“ bestritt jedoch zuletzt die Verdächtigungen gegen Sokol, die seit dessen Emeritierung im Jahr 2009 erhoben wurden. Sokol sei nicht gerade sein "Typ“, gegen den jetzt ausgebrochenen "Kulturkampf“ müsse er den Erzbischof jedoch in Schutz nehmen, sagte der Sprecher des Bürgerausschusses, der frühere Dissident und Ministerpräsident - und Vater des oben genannten Rechtsanwaltes - Ján ˇCarnogursk´y. (APA/KAP)
