An seinem 28. Geburtstag, dem 13. März 1938, marschierten Hitler-Truppen in Österreich ein. Am 1. April war Franz Olah zusammen mit zwei späteren Bundeskanzlern (Figl und Gorbach) und einem Vizekanzler (Bock) im ersten Transport aus Österreich ins kz Dachau. Vorher war er mehrmals in Gefängnissen des autoritären Ständestaates gesessen. 1969 trug ihm ein Gerichtsverfahren noch einmal ein Jahr Haft ein: wegen Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern. Die spö-Spitze hatte ihr prominentes Mitglied fallen gelassen und behauptet, die Starthilfe aus der sozialistischen Gewerkschaftskassa für die Kronen Zeitung nie gebilligt zu haben. Am 29. März 2005 wird der nunmehr 95-jährige auf rotem Samt in der Hofburg sitzen und von Bundespräsident Fischer das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich in Empfang nehmen. So weich gesessen ist Olah vordem nie.
Der Wiener Klaviermacher ist immer ein Streiter und Kämpfer gewesen, seit er sich 1926 der Sozialistischen Arbeiterjugend angeschlossen hatte. In der Dollfuß-Zeit empörte ihn die Vernichtung der Demokratie, in der ns-Zeit das Allermeiste, nach dem Krieg das Blutregime des Sowjetkommunismus, dessen Griff nach der Macht ihn 1950 bewog, seine Bau- und Holzarbeitergewerkschaft gegen den Massenstreik der Kommunisten zu mobilisieren. Spätere Historiker behaupteten (zutreffend), keine Pläne für einen Putschversuch gefunden zu haben - aber die Annahme, die Kommunisten, die mit Sowjethilfe schon in Warschau, Prag und Budapest die Macht an sich gerissen hatten, hätten sich in Österreich mit ein paar Lohnerhöhungen zufrieden gegeben, ist Naivität zum Quadrat.
Naiv war Olah nie. Als er erfuhr, dass Geheimgespräche der neuen fpö-Führung unter Friedrich Peter mit övp-Spitzenpolitikern gescheitert waren, weil sich Gorbach mit Schwarz-Blau nicht durchsetzte, bahnte er den Weg für eine rot-blaue Koalition. Die aus der roten Gewerkschaftskasse 1962 für die fpö locker gemachten sieben Millionen Schilling hat ihm die spö nie vorgehalten. Erst das Sponsern der Krone machte seine Genossen nervös: Tat er es für die Partei oder mehr für die eigene Macht? Seit 1959 war er ögb-Präsident und 2. Nationalratspräsident, seit 1963 Innenminister. 1964 kam der große Bruch, der Ausschluss aus der Partei, die Auslieferung ans Gericht.
Seinem innerparteilichen Intimfeind Christian Broda hat er diese Verfolgungsakte nie verziehen. Mit Bruno Kreisky, der ihn nie ganz hatte fallen lassen, gelang der Ausgleich in späteren Jahren, mit Helmut Zilk auch. Schlechte Sozi-Gewissen begannen zu rumoren. Kardinal Franz König hat dem sich als Katholiken bekennenden Franz Olah seine tatkräftige Mithilfe beim Ausgleich Kirche-Sozialdemokratie nicht vergessen.
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