Sommernachtsträume 2010

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Kein Bundesland investiert so viel in seine Sommertheater wie Nieder österreich. Das daraus resultierende, enorme Interesse lässt sich an bemerkenswerten Zahlen der Besucher ablesen: In den letzten zehn Jahren sind diese von 150.000 auf 265.000 Zuschauer gestiegen.

Die niederösterreichische Sommerszene ist lebendig, und das bedingt auch Veränderungen: 2009 hat sich vor allem organisatorisch einiges getan. Die Theater in Baden (Stadttheater und Sommer-Arena) sowie die Festspiele Reichenau sind aus der bekannten und in Niederösterreich einmaligen Organisation Theaterfest NÖ ausgestiegen. Bei den Vorstandswahlen im November wurde Reichenau-Prinzipal Peter Loidolt durch Werner Auer, Intendant der Felsenbühne Staatz, abgelöst. Loidolt trat anschließend – nach 13-jähriger Zugehörigkeit– als Person und namens seiner Festspiele (die er seit 1986 leitet) aus dem Verein Theaterfest NÖ aus. In seiner Zeit als Obmann hat Loidolt gemeinsam mit dem Vorstand viel bewegt und das Sommertheater vom Nimbus der seichten Boulevardkomödien befreit. Für ihn selbst sind nun in Reichenau die Vorbereitungen für den Sommer 2010 so weit fortgeschritten, dass Anfang Juli erste Premieren stattfinden: Neben prominenten Schauspielern der Wiener Großtheater ist heuer der renommierte Autor Daniel Kehlmann mit dabei, dessen Roman „Ruhm“ eine Bühnenfassung erhält. Traditionsgemäß wird in Reichenau wieder ein Arthur Schnitzler gezeigt, diesmal die Romanbearbeitung von „Der Weg ins Freie“. Außerdem werden Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ sowie Hermann Bahrs „Konzert“ aufgeführt – welches nicht nur optimal in die Landschaft passt, sondern auch ins morbid-romantische Südbahnhotel.

Die Sommerarena und das Stadttheater Baden wiederum waren und sind nicht auf den Sommer allein ausgerichtet und haben sich entsprechend als Bühne Baden neu organisiert. Sie setzen auf traditionell auf das Musiktheater und starten mit Johann Strauß’ Operette „Wiener Blut“, die bereits am 19. Juni Premiere gefeiert hat.

Was ist sonst noch los? Um das auf 22 Spielstätten verknappte Theaterfest NÖ muss man nicht besorgt sein: Landeshauptmann Erwin Pröll war der Erste, der mehrjährige Förderverträge abschließen ließ, wodurch die Spielorte nun auch längerfristig kalkulieren können. Das Sommertheater deckt damit eine ganz spezielle und bedeutende Schiene des Kulturangebotes ab.

Tell in barockem Ambiente

Seine Stärke ist die Unverwechselbarkeit der Spielstätten. Niederösterreich bietet hier einzigartige „Bühnenbilder“, die durch die Sommertheaterproduktionen zum Leben erweckt werden. Unter freiem Himmel, an bezaubernden Burg- und Naturschauplätzen findet das Sommertheater besten Zuspruch. Bereits am 22. Juni starten etwa die Sommerspiele Melk, die vor der eindrucksvollen Kulisse des Stiftes Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ als Manifestation der Menschenrechte aufführen. Im Stadttheater Berndorf setzt Felix Dvorak weniger auf schauspielerische Qualität als auf Medienprominenz: Zusammen mit TV-Moderatorin Claudia Reiterer ist er ab 24. Juni in der Komödie „Scherben bringen Glück“ zu sehen. In Schwechat zeigt das bewährte Team um Peter Gruber ab 26. Juni wie immer Johann Nestroy, diesmal das selten gespielte „Gewürzkrämer-Kleeblatt“, welches die alljährlich stattfindenden Nestroy-Tage einleitet, die heuer unter dem Motto „Spiegelung und Potenzierung bei Raimund und Nestroy“ stehen. Renommierte Literaturwissenschaftler wie Karlheinz Rossbacher oder Jürgen Hein sind hier ebenso vertreten wie Nachwuchswissenschaftler.

In Laxenburg hat Adi Hirschal Shakespeare wieder einmal „eingewienert“ und zusammen mit Susanne Wolf einen „Stürmischen Sturm“ eingerichtet, der ab 27. Juni gespielt wird. Auf der Rosenburg ist ebenfalls Shakespeare zu sehen: Ab 2. Juli treten Erich Schleyer als Graf Capulet und Alexander Waechter als sein Gegenspieler Montague in „Romeo und Julia“ auf. Regie führt Burgtheater-Jungregisseurin Carolin Pienkos; Erich Schleyer hat eine gekürzten Fassung für Kinder erarbeitet.

Interessant wird vor allem Perchtoldsdorf sein, das nach zweijährigen Renovierungsarbeiten ab 8. Juli wieder mit dabei ist. Die künstlerische Leiterin Barbara Bissmeier übernimmt die Wiedereröffnung ebenfalls mit einem Shakespeare-Klassiker: „Hamlet“ ist in einer ausgezeichneten Besetzung (Florian Teichtmeister, Florentin Groll u. a.) und in der Inszenierung von Ioan C. Toma zu sehen, der für seine besonders fantasievollen Arbeiten bekannt ist. Die erfahrene Dramaturgin Eva-Maria Schachenhofer hat für Perchtoldsdorf eine eigene Fassung erarbeitet und Michael Köhlmeier untersucht Shakespeares „Hamlet“ im Rahmen einer Matineé am 11. Juli im Hinblick auf die Bedeutung des Gerüchts.

„Einer für alle …“

Neben zahlreichen anderen, höchst unterschiedlichen Produktionen ist Werner Auers Eigeninszenierung der „3 Musketiere“ zu nennen. Die Musicaladaption des Romanklassikers feiert am 23. Juli auf der Felsenbühne Staatz ihre Premiere. D’Artagnans Motto „Einer für alle und alle für einen“ nimmt Auer auch für sich als Obmann des Theaterfestes NÖ in Anspruch. Die 22 Bühnen werden gleichwertig in der Programmbroschüre sowie auf der Website des Theaterfestes NÖ in einem neuen, zeitgemäßen Erscheinungsbild präsentiert, das auch Konzept und Vorstand transparent darstellt, vor allem aber einen guten Überblick bietet. Die Partner geben sich als Einheit zu erkennen, neben den gemeinsamen Werbeauftritten bietet das Theaterfest NÖ auch eine Plattform für den Erfahrungsaustausch der Intendanten bzw. stellt eine wertvolle Basis für Verhandlungen in Sachen Sozialversicherung und Förderwesen dar. Verdienstvoll ist, dass die Website auch auf weitere Produktionen außerhalb des Theaterfestes NÖ verlinkt, etwa auf den Thalhof in Reichenau oder Bruno Max’ Theater im Bunker.

Effekt der Wiedererkennung

„Welt-Theater“ findet im Sommer im geschichtsträchtigen Carnuntum statt. Intendant Piero Bordin hat Art Carnuntum, eines der renommiertesten Festivals des antiken Theaters, initiiert und lädt auch heuer wieder international hochkarätige Ensembles ein: Am 4. Juli ist Shakespeares „Die geschändete Lukretia“ zu sehen, von 31. Juli bis 1. August gastiert das Globe Theatre mit der „Komödie der Irrungen“.

Es ist offensichtlich, dass Shakespeare – Garant in Sachen Schaulust und Unterhaltung auf hohem Niveau – heuer die Sommerspielpläne dominiert. In Zeiten der Krise bewährt sich der Effekt der Wiedererkennung; damit gewährleisten Shakespeares bekannte und geniale Dramen guten Publikumszuspruch. So verlässt man sich heuer auch außerhalb der niederösterreichischen Grenzen auf ihn: Wolfgang Böck zeigt in seinen Sommerspielen auf Schloss Kobersdorf den „Sommernachtstraum“. Neben jungen Reinhardt-Seminaristen ist er selbst als Don Theo auf der 2009 installierten Drehbühne zu sehen.

Das rege Interesse und die vielen gut verkauften Vorstellungen machen deutlich, dass trotz wirtschaftlicher Unsicherheit die Aktien in Sachen Schaulust durchaus gut stehen …

Information und Bestellung der Programmbroschüre:

Büro Theaterfest NÖ

Tel. 0664 7503 1069

theaterfest.noe@aon.at

www.theaterfest-noe.at

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