Sorge um Pastoralassistenten

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Das Seminar für kirchliche Berufe (SKB) wird 2014 geschlossen. Die Zukunft der Pastoralassistenten ist unsicher, Diakone hingegen werden immer gefragter.

Mit einem Festgottesdienst am 26. Dezember im Wiener Stephansdom, dem Gedenktag des Diakons und Märtyrers Stephanus, wird das 40. Jubiläum der Einführung des Ständigen Diakonats gefeiert. Rund zehn Kilometer weiter westlich hat man keinen Grund zum Feiern: Das Seminar für kirchliche Berufe (SKB) wird 2014 endgültig geschlossen. Seit 1945 werden im Haus am Wiener Wolfrathsplatz junge Männer und Frauen für pastorale Berufe innerhalb der katholischen Kirche ausgebildet.

Die Zeiten, in denen Gläubige in katholischen Pfarren ausschließlich von Priestern betreut wurden, sind vorbei. Auf der einen Seite haben mangels Priesternachwuchs nicht mehr alle Pfarrgemeinden einen Pfarrer am Ort. Auf der anderen Seite entstanden in den vergangenen dreißig bis vierzig Jahren neue Berufsfelder: das des ständigen Diakons und das des Pastoralassistenten beziehungsweise der Pastoralassistentin.

40 Jahre ständiges Diakonat

Mitte der 1960er Jahre schuf das Zweite Vatikanische Konzil die Möglichkeit, auch verheiratete und in der Ehe erprobte Männer zu ständigen Diakonen zu weihen. Somit wurde der Diakonat erweitert: Es stellt seit dieser Zeit nicht ausschließlich ein Durchgangsstadium zur Priesterweihe dar, sondern wird als eigene Berufung mit einem eigenen Profil anerkannt. 40 Jahre später übernehmen Diakone wichtige Aufgaben auf diözesaner Ebene, aber auch in der kategorialen Seelsorge - also der spirituellen Begleitung von Gefangenen, Kranken oder Sterbenden - sowie in den einzelnen Pfarrgemeinden. 85 Prozent der Diakone versehen ihre Arbeit dabei ehrenamtlich.

"Wir haben keine Nachwuchssorgen", erklärt Diakon Franz Ferstl, der für die Fort- und Weiterbildung und die Betrauung der Diakone in der Erzdiözese Wien zuständig ist. "Und die Diakone sind sehr gefragt. Kardinal Christoph Schönborn wünscht sich für jede Pfarre einen Diakon!" Wichtig sei, zu erkennen, dass sie eben ein eigenes Profil haben: Sie sind weder Priester noch Pastoralassistent.

Auf ihr eigenes Profil pochen auch die Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten. Durch ihre Ausbildung und ihre Lebenserfahrung könnten sie Qualitäten in die pastorale Arbeit der Kirche einbringen, die andere nicht haben, sind sich die Ausbildner der zukünftigen Mitarbeiter einig.

Gab es bisher mehrere Wege der Ausbildung, fallen mit der Schließung des SKB 2014 die vierjährige, ganztägige Ausbildung, die auch ohne Matura absolviert werden kann, weg. Übrig bleibt in erster Linie dann der Weg über das Theologiestudium.

Kein definiertes Aufgabenfeld

"Die Kirche besteht nicht nur aus Akademikern", erklärt Monika Rapp-Pokorny, Schulleiterin am SKB. "Was wir jungen Menschen anbieten, ist eine ganzheitliche Ausbildung, das müssen sich Theologen erst mühsam nach ihrem Studium erarbeiten. Daher ist die Schließung unserer Einrichtung auch so tragisch." Gerade jetzt, wo das Angebot des Seminars auch wieder vermehrt angenommen werde. "Wir haben letztes Jahr viel Informationsarbeit geleistet, dadurch sind viele auf uns aufmerksam geworden. Zurzeit bilden wir acht Personen aus, das Interesse ist merklich gestiegen."

Für Thomas Ertl, zuständig für die Ausbildung von Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten am Zentrum für Theologiestudierende der Erzdiözese Wien, sind Theologen nicht weniger gut ausgebildet oder qualifiziert für den Beruf. Der Weg vom Theologen zum Pastoralassistenten umfasse eine umfangreiche studienbegleitende Ausbildung. "Ich sehe, dass akademisch gebildete Pastoralassistenten ein anderes Profil haben als jene vom Seminar für kirchliche Berufe. Letztere sind beispielsweise musikalisch sehr gut ausgebildet, unsere Pastoralassistenten bringen ihre theologische Kompetenz mit", so Ertl. "Aber beide Ausbildungen sind gut und das Seminar für kirchliche Berufe sollte erhalten bleiben!"

Mit der Sorge um die Schließung des SKB geht auch die Sorge um den Berufsstand des Pastoralassistenten einher. Durch rückläufige Kirchenbeitragseinnahmen könnte genau an dieser Stelle mit Einsparungen begonnen werden, so die Befürchtung. "Das wäre eine Katastrophe, ist es doch die einzige Möglichkeit für Frauen, in der pastoralen Arbeit tätig zu werden", erklärt Ulrike Exler, Direktorin des SKB. Thomas Ertl gibt sich gelassener: "Keine Firma kann heute ihren Mitarbeitern garantieren, dass es ihre Stelle auch noch in zwanzig Jahren geben wird."

Ein Problem bleibt jedoch bestehen: Ein abgegrenztes und definiertes Aufgabenfeld für Pastoralassistenten gibt es bis heute nicht.

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