Spams für meine Finanzen

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Irgendjemand muss mich verleumdet haben. Zwar erhielt ich auch früher zahllose Spams auf meinem Computer. Spams - so es Glückliche gibt, deren Lebensführung sie davor bewahrt, solches wissen zu müssen - sind laut unserer maßgebenden Bildungsinstanz Wikipedia "unerwünschte, auf elektronischem Weg übermittelte Nachrichten, die dem Empfänger unverlangt zugestellt werden und werbenden Inhalt haben". Aber früher, als das Internet noch unschuldig war, wurde um mich nicht auf so ehrenrührige Weise wie heute geworben. Damals bekam ich jeden Tag meine vier, fünf Angebote amerikanischer Firmen, die mir eine garantierte Penis-Verlängerung oder Doppelpackungen Viagra zum sensationellen Okkasionspreis einfacher Packungen offerierten, die ja doch immer wieder allzu rasch aufgebraucht sind. Dagegen heute! Statt als schwächelndes Geschlechtswesen zu gelten, werde ich offenkundig für ein potentes Geschäftswesen gehalten.

Heute etwa hat mir die Athens Financial Group angeboten, meine Millionen in ihren Investmentfond zu stecken, Verdoppelung des Vermögens per anno nahezu garantiert. Zehn Minuten später traf die Offerte der Ever Glory International Inc. ein, die am riesigen chinesischen Markt operiert und vielleicht doch die bessere Option wäre, wenn ich an die vielen Chinesen denke, die meinen Besitz mehren könnten. Wahrscheinlich aber werde ich mich für die Bio-matrix-Scientific-Group entscheiden, denn erstens bin ich für "Bio" sehr aufgeschlossen, und zweitens sind die Aktien, die ich erwerben soll, am Markt beruhigend weit gestreut.

Bleibt nur die Frage: Wer hat mich verleumdet? Damit ein für allemal klar sei: Es ist mir lieber, man unterschätzt meine Mannes-, als man überschätzt meine Finanzkraft - und meine Bereitschaft, das Vermögen, das ich nicht habe, als Börsenspekulant zu vermehren.

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