Sparen beim Kerngeschäft

Wahrscheinlich sitzen wir ja unserer aufgestauten Vorverurteilung auf. Aber immerhin sind es nun bald zwei Monate, in denen wir die verkürzten Ö1-Nachrichten über uns ergehen lassen müssen. Zur Erinnerung: Seit 4. Jänner werden wir auf Ö1 nur mehr dreieinhalb statt wie zuvor fünf Minuten mit den mehr oder weniger stündlichen Nachrichten behelligt. Dafür dürfen wir uns gleich im Anschluss daran mindestens ebenso lang an Trailern und Teasern des folgenden und späteren Ö1-Programms erfreuen.

Es ist sicher bloß unser subjektiver Grant, der die Eigenwerbung im Radio-Kultursender gewichtiger erscheinen lässt als die geschrumpften Nachrichten Und wir wollen einfach nicht verstehen, dass der ORF auch auf Ö1 nichts anderes als Kundenorientierung im Schilde führt. Das p. t. Publikum hat ja wohl ein Recht darauf zu erfahren, woran es sich im Ö1-Programm delektieren und weiterbilden kann. Dass dabei ein wenig weltläufige und/oder lokale Information auf der Strecke bleibt, ist ja wohl ein kleiner Preis dafür.

Allerdings hatte die Kürzung der Nachrichten natürlich keinerlei inhaltliche Gründe, sondern es ging einmal mehr ums blanke Sparen.

Man muss gar nicht aufzurechnen anfangen und darüber nachzudenken beginnen, wie viel Geld der ORF für einen Dominic Heinzl in die Hand zu nehmen bereit ist (der Public Value dieser Programm- „Innovation“ geht – sicher auch nur unser subjektives Gefühl! – gegen Null). Es reicht die simple Feststellung: Ö1 ist öffentlich-rechtliches Kerngeschäft und eigentlich das Minimum, das dem ORF diesbezüglich aufgetragen ist. Es darf nicht unterschritten werden.

Wie man sieht (resp. hört), wird dieses unterschritten. Das neue ORF-Gesetz soll der heimischen Anstalt ein wenig finanzielle Konsolidierung ermöglichen. Umso unverständlicher bleibt es aber, wenn gerade am öffentlichen-rechtlichen Programm gespart wird. Wir Gebührenzahler sollten uns das keineswegs gefallen lassen.