Spiegelungen an Ground Zero

Werbung
Werbung
Werbung

Wie übersetzt man "Reflecting Absence"? Widerspiegelung des Abwesenden? So heißt jedenfalls jener architektonische Entwurf, der ab September in New York in die Praxis umgesetzt werden und an die Terroranschläge vom 11. September 2001 erinnern soll. Das Modell des Architekten Michael Arad und des Landschaftsplaners Peter Walker setzte sich nach einem fast acht Monate dauernden Ausleseverfahren durch - unter insgesamt 5.201 Einreichungen.

Das Monument für die Opfer wurde von einer 13-köpfigen Jury ausgewählt. Der Jury-Vorsitzende Vartan Gregorian fand am Entwurf von Arad und Walker die Schlichtheit der Darstellung der "Fußspuren des World Trade Centers" überzeugend: Zwei Wasserbecken an der Stelle der Fundamente der Zwillingstürme sollen die "klaffende Lücke" anschaulich machen, die durch die Katastrophe geschaffen wurde.

Das vom 1.776 (Gründungsjahr der USA) Fuß hohen "Freedom Tower" überragte, auch Bäume und ein Steinfeld umfassende Areal soll eine Mauer umrahmen, auf der die Namen sämtlicher 2.982 Opfer zu lesen sein werden. Gänge werden die beiden Bassins verbinden, in einer Nische können Besucher Blumen ablegen und Kerzen anzünden. Eine Kammer mit nicht identifizierten Leichenresten der Opfer soll nur Angehörigen der Opfer zugänglich sein.

Wie man solche Gedenkstätten würdig gestaltet, wird immer umstritten sein. Auch die New Yorker Lösung ist bereits auf Kritik gestoßen, sie erscheint manchen als "zu kalt". Ja, Wasser ist meist kalt, aber es ist das Grundelement des Lebens und symbolisiert am besten das Hinwegspülen des Alten wie das Hervorquellen des Neuen. Und je nach Perspektive entstehen durch Wasser auch Spiegelungen - des Bestehenden, mit Phantasie aber auch des Abwesenden und Verlorenen.

Der Autor ist freier Publizist in Wien.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung