Spiel der Simulationen

Werbung
Werbung
Werbung

Dass nun einmal "alles sehr kompliziert" ist - diese lapidare Feststellung wird gerne Fred Sinowatz zugeschrieben. Das ist erstens falsch: Der österreichische Altkanzler hat in seiner Regierungserklärung lediglich gesagt, er wisse, dass das "alles sehr kompliziert klingt". Zweitens wird die Aussage zu Unrecht belächelt, denn sie ist an Tiefgründigkeit kaum zu überbieten (und Menschen, für die die Welt ein hoch komplexes Gebilde ist, sind in der Regel harmloser als jene, für die sie sich allzu simpel darstellt).

Auch wäre eine solche Aussage durchaus hellsichtig gewesen, denn die heutige Welt wird tatsächlich immer komplexer und komplizierter - und das immer schneller. Das betrifft globale Problemfelder wie den Klimawandel, Migrationsströme oder Finanztransaktionen. Es gilt aber auch für den immer detailreicheren Blick, mit dem Wissenschafter heute komplexe Systeme untersuchen -sei es in der Medizin, Gesellschaft, Wirtschaft oder Ökologie.

"Phantastische Dinge tun"

Die Folge davon sind gigantische Datenmassen. Und die große Herausforderung besteht nun darin, aus diesen Daten konkreten Nutzen für die Gesellschaft zu ziehen. So jedenfalls beschreibt das neue Zentrum für Komplexitätsforschung in Wien seine Mission. Im Rahmen des "Complexity Science Hub Vienna" kann man bald "phantastische Dinge tun", ist Systemforscher Stephan Turnher von der Med-Uni Wien überzeugt.

Komplexitätsforschung reagiert auf die drastisch zunehmende Vernetzung von Menschen, Märkten und Maschinen. Der Physiker Stephen Hawking, der zuletzt immer wieder mit visionären Aussagen hat aufhorchen lassen, hat sie als "die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts" bezeichnet. Mittels umfassender Daten sollen Systeme modelliert und die Wirklichkeit im Computer nachgespielt werden. Zugleich sollen neuartige mathematische Methoden entwickelt werden, um damit "zu sinnvollen Aussagen zu kommen", wie Stephan Turnher berichtet.

Das neue Zentrum wird vom "Verein zur wissenschaftlichen Erforschung komplexer Systeme" getragen. Dahinter steht eine Kooperation der Technischen Universitäten Wien und Graz, der Med-Uni Wien, der WU Wien und des Austrian Institute of Technology (AIT). Auch das in Laxenburg angesiedelte Internationale Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) soll beitreten. Zu den Schwerpunkten der Forschungseinrichtung zählen "Smart Cities", das Internet der Dinge oder "Big Data" in der Medizin.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung