SPÖVP beschädigt ihre Plattform

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Just zur Phase, als die Konfrontationen zum Nationalratswahlkampf Einschaltzahlen jenseits aller heimlichen Hoffnungen bescheren, kürzt der ORF seinen 3sat-Anteil angeblich um vierzig Prozent. Wenige Tage nach einem - dem Sport geschuldeten - absoluten Quotenrekord fürs Privatfernsehen lässt sich das auch übersetzen als: Wozu denn Politik? Wir wollen die Champions League!

Wenn ATV mit dem Fußball-Länderspiel gegen Schweden erstmals an der Publikumsmillion kratzt und der ORF durch die Kandidaten-Duelle Rekordquoten für Politik-TV erreicht, ist dies eine ideale Aufteilung zwischen Privatfernsehen und öffentlich-rechtlichem Auftrag. Über die Plattform für Frank Stronach lässt sich streiten, doch in Summe hat die Medienorgel am Wiener Küniglberg von der Wahl(kampf)beteiligung bis zur Entzauberung des Milliardärs wertvolle demokratiepolitische Arbeit geleistet. 51,3 Prozent der Österreicher sahen zumindest kurz eine der 15 Zweier-Konfrontationen.

Doch den Koalitionären hat es nicht gefallen. Also sind rotschwarze Rochaden angedacht. Die Nicht-mehr-Großparteien drohen dem Medien-Öffi mit einer künftigen Doppelspitze. In Kombination mit Rückzügen wie aus 3sat gerät dadurch das Bild des ORF in Fach- und weiterer Öffentlichkeit zwielichtiger denn je. Hier der quotenorientierte österreichische Kulturträger und Identitätsstifter, dort der betriebswirtschaftlich geleitete Sparmeister am öffentlichen Auftrag. Das eine unterstützt von der Parallel-Meinungsmacht einer tweetenden Redakteurs-Oberschicht, das andere verborgen in den Restbeständen von Printmedien-Berichterstattung.

Unterdessen ignorieren die vermeintlichen Medienpolitiker von SPÖVP, dass der ORF ebenso an Schwindsucht leidet wie Sozialdemokratie und Volkspartei. Wenn diese ihn weiter beschädigen, entziehen sie sich ihre letzte zumindest mehrheitsfähige Plattform.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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