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Dein Geld komme, Dein Wille ge-schehe

Sponsor unser, der Du bist in der Hochfinanz, geheiligt werde Dein Name, Dein Geld komme ..." Immer häufiger und lauter erschallt dieses Gebet in den heiligen Hallen der Kunst, aber auch in den profanen Gemächern der Kulturpolitik. Dass Kulturinstitutionen in Zeiten knapper werdender Budgets nach zusätzlichen Einnahmequellen suchen, ist verständlich, ebenso dass sich Firmen und Privatiers gerne mit den Lorbeeren des Mäzenatentums schmücken. Überhand nehmen sollte Kultursponsoring jedoch nicht, wie ein kleiner Blick in die USA veranschaulicht, wo Kultur zum größten Teil privat finanziert wird.

Man vergleiche nur die Programmhefte von Verdis "La Traviata" der Metropolitan Opera in New York aus der vorigen Saison und der Wiener Staatsoper: 96 Seiten hat das amerikanische Heft, davon gezählte 32 Seiten Werbung; 64 Seiten hat das österreichische, null Seiten Werbung. Sechs Seiten über Prokofjews Oper "Der Spieler", sechs Seiten über Verdi und das Risorgimento, and that's it im Met-Programmheft, die Staatsoper bietet acht Seiten "La Traviata" betreffende Verdi-Briefe, acht Seiten über Entstehung und Uraufführung des Werkes, einen Text des Schriftstellers Julian Schutting (fünf Seiten) sowie neun weitere kürzere Beiträge. Dafür bietet das Met-Heft etwas, was dem Staatsopern-Heft ganz fehlt: 21 Seiten, auf denen die Sponsoren aufgelistet sind. Schön geordnet in die Kategorien "3.500 $ oder mehr" bis hin zu "1.000.000 $ oder mehr"; ein paar Gönner werden darüber hinaus besonders hervorgehoben, darunter Alberto Vilar.

Es entsteht der Eindruck, die primäre Aufgabe der Metropolitan Opera bestünde darin, von der Großzügigkeit der vergötterten Sponsoren zu künden und den werbenden Unternehmen möglichst viele Kundenkontakte zu verschaffen. Lohnt sich das Geschäft eines Tages nicht mehr - goodbye Verdi. So weit darf es in Europa, in Wien nie kommen.

Auch eine andere Gefahr birgt die Abhängigkeit von Sponsoren: 1907 musste "Salome" von Richard Strauss sofort nach der Erstaufführung vom Spielplan der Met gestrichen werden: Die Tochter eines der wichtigsten Financiers des Hauses hatte sich über die vermeintliche Amoralität der Oper empört.

Wie lautet der vierte Vers des Sponsor unser? "Dein Wille geschehe."

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