Die österreichische Filmemacherin Katharina Weingartner wagt mit "Sneaker Stories" scharfe Kritik am System.
Der Typus des Dokumentarfilms, der seine Argumente verteilt über den gesamten Erdball findet, ist längst nicht mehr neu, Katharina Weingartners "Sneaker Stories" verdeutlicht aber einmal mehr die Logik dahinter: Nämlich dass die Beleuchtung globaler Phänomene es zwingend einfordert, deren Auswirkungen weltweit aufzuspüren. So führt die Turnschuh-Doku denn auch ins ghanesische Accra und den New Yorker Stadtteil Harlem, ihren Anfang nimmt sie aber auf einem Käfigplatz am Wiener Margaretengürtel. Dort geht Adrian dem Traum nach, Profibasketballer zu werden. Und er gibt ihn weiter: In seiner Heimat Rumänien organisiert er ein Streetballturnier.In New York wiederum sehnen sich die lokalen Talente danach, es auf die Werbeplakate in den U-Bahn-Stationen zu schaffen. Doch nur die allerwenigsten werden Imageträger von Nike und Co., deren profitträchtiges System schwer unter Beschuss steht. Ähnlich in Accra: Dort hofft Aziz auf den Sprung in die NBA. Abgetragene Sneaker, sie kommen säckeweise ins Land, kosten mehrere Monatslöhne. Im alten Kolonialkastell, im Raum ohne Wiederkehr, legt der Film schließlich die Gedankenbrücke zwischen der Kennzeichnung von Sklaven und der heutigen Markenmacht - beides firmiert im Englischen unter "branding".
Fast als Reaktion auf das Vorgehen der Industrie sucht auch Weingartner nicht nach Ausgleich. "Sneaker Stories" ist mit seinen Geschichten von unten ein Frontalangriff gegen das System, doch in dieser Agitation schlüssig und technisch makellos.
SNEAKER STORIES
A/USA 2008. Regie: Katharina Wein-
gartner. Verleih: Pooldoks. 95 Min.