Spuren eines Meisters

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Spektakuläre Raphael-Ausstellung der Wiener Albertina.

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Spektakuläre Raphael-Ausstellung der Wiener Albertina.

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Die Wiener Albertina besitzt viele Schätze. An die 200 davon wurden für die spektakuläre Schau "Raphael und der klassische Stil in Rom, 1515-1527" gehoben und durch eine weitere Hundertschaft aus den großen Sammlungen der Welt ergänzt. Zu sehen sind Werke Raffaello Sanzios, seiner Schüler und Gehilfen und seiner Rivalen Michelangelo und Sebastiano del Piombo.

Zwischen 1515 bis zu seinem unvorhergesehenen Ableben 1520 wandte der vielbeschäftigte Meister sein Interesse verstärkt antiken Vorbildern zu und setzte Kompositionen und Bewegungen der Figuren in einer äußerst persönlichen Art um. Es wird vom "imperialen Stil" Raphaels gesprochen. Er hinterließ viele unfertige Werke, oft nur in Form von Ideenskizzen, die von seinen beiden Meisterschülern und Erben, Giulio Romano und Giovanni Francesco Penni, zu Ende geführt beziehungsweise umgesetzt wurden. Diesen Spuren kann in der Schau intensiv nachgegangen werden - von einer Idee über den Stich bis zur Kopie von anderer Hand.

Die Ausstellung umfaßt auch noch die sieben Jahre nach des Meisters Tod, bis zum Sacco di Roma im Jahr 1527. Diese Zeitspanne ist eine fruchtbare Periode in der Gefolgschaft Raphaels gewesen, die - mit Anregungen Michelangelos vermischt - den "höfischen Stil" begründete. Bei der Plünderung Roms durch Söldner starben einige Künstler und viele von ihnen wurden gefangengenommen. Andere aber konnten fliehen und verbreiteten den Stil Raphaels, der bis zum 19. Jahrhundert Künstler immer wieder beeinflussen sollte, in ganz Europa.

Konrad Oberhuber und Achim Gnann haben das Material wissenschaftlich aufgearbeitet und dabei die Autorenschaft vieler Blätter zugunsten des großen Urbinaten neu vergeben. An die 70 der vorgestellten Werke sollen seinen Händen entstammen. Auf eine kleine Sensation sei hingewiesen: auf der Rückseite eines männlichen Aktes wurde bei Konservierungsarbeiten des Blattes eine Skizze des St. Petersdoms, mit dessen Bauoberaufsicht der Künstler 1514 beauftragt worden war, entdeckt.

Die hier gezeigten Exponate werden in dieser Konstellation wohl kaum mehr zusammenkommen. Man sollte sich viel und öfter Zeit nehmen, um in den nüchternen Wiener Akademiehof zu gehen, der sich für einige Wochen zum Tempel der Renaissance-Kunst gewandelt hat.

Bis 5. September

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