Starke Autorin, schwacher Abend

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Dea Loher schreibt Stücke über soziale Realität und deutsche Befindlichkeit heute. "Klaras Verhältnisse", uraufgeführt im Akademietheater, ist zwar unverkennbar Dea Loher, läßt auch in vielen Szenen die Pranke der Theaterlöwin spüren, ist aber leider auch eine Dea Loher zweiter Wahl, ein Stück mit starken Schwächen. Die Autorin steht in der Tradition von Franz Xaver Kroetz, der allerdings nie, so wie sie, mit der Gabe der Ironie gesegnet war, aber auch des frühen Botho Strauß vor dessen Abheben in den Mystizismus, mit dessen Pointenfeuerwerken sie freilich nicht mithalten kann. Dafür interessiert sie sich mehr für die soziale Realität.

Sie schrieb also ein weiteres Stück über kaputte Typen, die leider auch insofern kaputt wirken, als sie auf der Bühne nicht so funktionieren, wie sie sollten. Oder könnten? Regisseurin Christina Paulhofer macht es fast unmöglich, zu entscheiden, ob es mehr am Stück oder an der Inszenierung liegt. Halb zog es sie offenbar, halb sank sie hin: Auf der Flucht vor allen sattsam bekannten Vorbildern, bedacht, genug eigenes Profil zu zeigen, warf sie sich ohne Scheu vor Effekten der Theatertechnik in die Arme. Alle Intimität bleibt auf der Strecke. Der Schluß, der wohl "offen" sein soll, verrät eine modische Scheu vor dem wohlvorbereiteten happy end der Autorin. Die Schauspieler retten, was zu retten ist. Allen voran ist die großartige Judith Hofmann mit ihrer Beweglichkeit, ihrer eindringlichen Körpersprache, ihrem nonchalanten Ton zu erwähnen. Ihre widerborstige Klara, die ihren Job als Verfasserin von Gebrauchsanweisungen verloren hat, läßt viele aus der bürgerlichen Existenz Gekippte vieler Aufführungen vieler Stücke hinter sich. Nicolas Wan Park als namenloser Chinese hat großen Anteil am Rettungswerk.

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