Sternstunde für Linz - oder tiefste Provinz

19451960198020002020

Plädoyer für den Bau eines Linzer Musiktheaters, über den die Bürger Oberösterreichs kommenden Sonntag abstimmen.

19451960198020002020

Plädoyer für den Bau eines Linzer Musiktheaters, über den die Bürger Oberösterreichs kommenden Sonntag abstimmen.

Werbung
Werbung
Werbung

Eine Sternstunde für Linz - oder kulturelle Provinz: Das sind die Alternativen, zwischen denen sich die oberösterreichischen Wähler am kommenden Sonntag in einer bekanntlich von den Freiheitlichen Oberösterreichs vom Zaun gebrochenen Volksbefragung über Zustimmung oder Ablehnung der Errichtung eines "Musiktheaters" entscheiden sollen. Und das, obwohl sich Landesrat Hans Achatz (FPÖ) 1990 im Landtag für einen Theaterneubau stark machte und unter anderem postulierte, dass "der Umbau des alten Theaters nämlich die kleinkarierteste Losung (ist), die wir uns vorstellen können, und wahrscheinlich auch die teuerste".

Noch 1992 bekannte sich die Landesregierung - einschließlich der FPÖ - in einem Grundsatzbeschluss zum Bau eines Musiktheaters, wusste man doch um die himmelschreienden Unzulänglichkeiten des 200 Jahre alten Großen Hauses, das mit seinen heute 500 Mitarbeitern für nur 200 erbaut worden ist.

Zur weiteren Chronologie - die furche berichtete mehrmals ausführlich - nur so viel: Der späteren Kehrtwendung der Freiheitlichen folgte eine landesweite Kampagne gegen den Neubau zugunsten einer vierten Donaubrücke - sie wird natürlich auch gebaut werden! - sowie die Sammlung der für eine Volksbefragung erforderlichen Anzahl von unterstützenden Unterschriften. 40.000 etwa sind es geworden.

Und nun geht es also in die entscheidende Runde. Dem Vernehmen nach liegen derzeit Befürworter und Gegner ziemlich gleichauf. Mir scheint zwar, dass die Gegenoffensive erst in den letzten drei Monaten richtig in Schwung gekommen ist, aber dies nun mit größter Intensität. Seriös, kompetent und sachlich wird landauf, landab detailliert informiert und aufgeklärt. Ich denke daher - und hoffe -, dass sich die Bürger unseres Bundeslandes, das mit seinem international beispielgebenden Musikschulwerk ein wahres Musikland ist, der Meinung von Altlandeshauptmann Josef Ratzenböck an-schließen wird, der sagte: "Oberösterreich braucht das neue Musiktheater", denn "wir sind es den 50.000 Musikschülern schuldig, dass sie Musik original erleben können". Auch der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch steht voll hinter dem Jahrhundertbau.

Oberösterreich ist ja auch ein wohlhabendes Land, das sich ein Musiktheater "im Berg" als kulturellen und wirtschaftlichen Impuls, der zugleich einen einzigartigen städtebaulichen Akzent darstellt, leisten kann. Kultur rechnet sich nicht, aber sie lohnt sich. Ein zusätzlicher, interessanter Aspekt: Der Neubau wird ein Vierspartentheater sein, das auch Tanztheater umfasst. Als besonderer Glücksfall für Linz kann die Verpflichtung von Dennis Russel Davies als Chefdirigent des Bruckner Orchesters und Opernchef des Landestheaters ab 2002 gelten. Er denkt schon jetzt über Koproduktionen mit Opernhäusern, an denen er selbst als Gastdirigent tätig ist (die Opera Bastille in Paris oder die Met in New York) nach.

Eine Aussicht, die ebenso wie die folgende Aussage noch unschlüssige Oberösterreicher motivieren könnte, "Ja" zum Bau des Musiktheaters zu sagen: "Die große Oper findet sich ebenso auf dem Programm wie das moderne Musiktheater. Technisch aufwendige und perfekt raumnutzende Musicals stehen für die Jugend ebenso auf dem Spielplan wie die schwierigste Gattung in künstlerischer und bühnentechnischer Hinsicht - die Operette".

Diese Worte werden Musik in den Ohren vieler Menschen sein, denen eine unserer Mentalität nicht immer entsprechende Theaterleitung schon die Freude an der Operette weitgehend verdorben hat. Überraschungen allerdings sind nicht unmöglich, zumal die Einführung eines Wahlabos für wieder steigende Besucherzahlen gesorgt hat. Erstmals haben wir in unserem Bundesland die Möglichkeit, die kulturelle Zukunft mitzubestimmen. Hoffentlich entscheidet sich Oberösterreich für ein "Ja" und damit für eine "Sternstunde für Linz".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung