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"Delirium" im Schauspielhaus: Sechs Personen sezieren einen Abend.

Ein langer Abend im Café Alt-Wien. Die Gäste kündigen seit Stunden ihren Abschied an, flüchtige Liebschaften entwickeln sich unter Zigarettenwolken und Alkoholdunst, Projekte werden geplant, aber nie verwirklicht. Selbst konsumiert man das eine oder andere Glas Wein und delektiert sich an der Bedeutungslosigkeit der Ereignisse. Wie gesagt: Im Café Alt-Wien oder gerne auch anderswo.

Im Schauspielhaus jedoch bleibt man - unversorgt mit Rauchwaren und Getränken - an seinen Sitzplatz gebunden und beobachtet die Schweizer Theatergruppe Plasma beim Sezieren eines Abends, der nicht vergehen will. Auf der Theke mit digitaler Anzeige ist es dennoch sichtbar, dass unsere Zeit abläuft: eine Stunde und 15 Minuten dauert es bis zum Countdown, bis auch wir wieder in die Tumultlosigkeit des Abends entschwinden dürfen. Regisseur Lukas Bangerter arrangiert in seinem Stück "Delirium" sechs Personen.

Sie setzen alle Mittel ein, in Kontakt zueinander zu kommen. In wissenschaftlichen Statements zur Fortpflanzung, akrobatischen Etüden zwecks Aufmerksamkeitsgewinnung und der Vermischung von Redewendungen zu Wortneuschöpfungen kippt die Trostlosigkeit in dieser Spelunke teilweise ins Komische. "Wo gehobelt wird, da ... Scherben bringen Glück."

Ein Pianist begleitet die wortkargen Versuche auf einer Hammondorgel, ein Schauspieler singt mit Wiederholungsgarantie Schlager unerfüllter Liebe und ferner Länder. Christoph Marthaler hat in Zürich seine Spuren hinterlassen. Aber die neue Langsamkeit der Gruppe Plasma wirkt wie die alte Müdigkeit ästhetischer Theaterversuche. "Man will sich doch ereignen. Es ist Zeit ... na dann."

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