Straffe Moderation: Ja bitte!

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Je länger die Debatte über Klarnamen währt, desto deutlicher wird ihr wichtigstes Ergebnis: Anonyme Postings in Online-Foren sind kein virtueller Internet-Hype, sondern ein echtes gesellschaftliches Problem. Die Masse der Pseudonyme bietet Unterschlupf für eine rufmörderische Minderheit.

Sprachdurchfall ohne ermittelbaren Absender: Darum dreht sich der Zwist, den vor allem profil-Chefredakteur Christian Rainer und PR-Spezialist Wolfgang Rosam in Schwung gebracht haben. Sie fordern ein Ende jener Anonymität, unter deren Deckmantel von unwahren Behauptungen bis zu unflätigen Beschimpfungen allzu viel möglich ist. Gegen diese Forderung der Medienprofis nach offenem Visier wenden sich die arrivierten Köpfe der Netzgemeinde vor allem mit zwei Argumenten: Bei Missbrauchsabsicht ist die Feststellung von Identität kaum möglich bzw. extrem aufwendig - und die Erfahrung zeigt, dass der Stil schwarzer Schafe sich durch Preisgabe der Namen nicht bessert.

Nun münden die vermeintlich unvereinbaren Standpunkte in zumindest eine Übereinstimmung: Nur durch straffe Moderation können Online-Plattformen jenen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Meinung leisten, für den es sie gibt. Wer die Regeln verletzt, fliegt raus - ob prominent, bekannt oder anonym. Das scheitert oft am hohen personellen Aufwand: je erfolgreicher ein Forum, desto mehr. Zu wenig Beachtung findet dabei: Hier könnte eine der wichtigsten Funktionen des Journalismus fröhliche Urständ feiern - der Torwächter bzw. Gatekeeper ist wieder da. Das mögen weder Heimlichtuer, die er am Einlass hindert, noch Medienmacher, die ihn nicht bezahlen wollen.

Die Selbstregulierung von Massenverblödung durch Schwarmintelligenz funktioniert nicht. Es braucht weiterhin den redigierenden, kontrollierenden, moderierenden Journalismus. Er kostet.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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