Strategie gegen den Terror

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Vor kurzem fragte ich die scheidende Grazer Opernintendantin Elisabeth Sobotka, Festspielchefin in Bregenz, zuvor 8 Jahre lang Chefdisponentin der Wiener Staatsoper und Operndirektorin in Berlin, wie sie als Frau das alles geschafft habe. Sie antwortete prompt, dass sie ohne Oper und Musik nicht leben könne und ihren Beruf liebe. Das Wichtigste wäre, dass man ein klares Ziel verfolge und Entscheidungen treffe. Die Tatsache, dass sie eine Frau sei, habe dabei keine so große Rolle gespielt. Alles ziemlich logisch und klar. Und doch ist so eine Berufslaufbahn eine seltene Ausnahme geworden.

Was heute zählt, ist fast nur der Kampf um Macht und Geld. Dahinter verbirgt sich eine gähnende, durchaus bedrohliche Leere. Erreicht wird die große Karriere meist mit großem Bluffen und vorgetäuschter Kompetenz, hinter der sich oft Ahnungslosigkeit und Mittelmaß verbergen. Coaches aller Arten machen es möglich. Die Souveränität vortäuschende Körperhaltung, die scheinbare Entscheidungsfreudigkeit, das unverbindliche Dauerlächeln, das Betroffenheitsgesicht für Trauer-und Katastrophenfälle und die vertrauenserweckende Selbstzufriedenheitsfratze für feierliche Anlässe. Die Demokratie schwächelt als Dauerpatient, ebenso die Justiz, und unsere Werte werden kaum noch geachtet und schon gar nicht gelebt. Liebe und Freundschaft werden immer häufiger über Facebook ausgetragen, aber auch Hass und Mord. Nach den neuesten Ereignissen ist die allgemeine Betroffenheit und Angst groß. Tod und Schrecken haben einen Hauch von Wirklichkeit bekommen. Ein Teil unserer Leere wird von gefährlichen Ideologen genützt, um ziel- und joblose Außenseiter zu einem Machtkampf gegen unser brüchiges System zu verführen. Unsere Strategie kann nur die Erneuerung all jener Kräfte und Ordnungen sein, die unser Leben lebenswert machen. Sie ist längst überfällig.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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