Süßes für die Augen aus drei Kunst-Küchen

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Wade Guyton und Kelley Walker, 41 bzw. 43 Jahre alte Amerikaner mit Wohnsitz New York, haben unterschiedliche Galeristen und Karrieren. Als originäre Künstler waren sie zwar in Gruppenausstellungen - wie 2011 bei "So machen wir es“ auch im Kunsthaus Bregenz - nebeneinander präsent, sie vermieden es bisher aber ganz bewusst, gleichzeitig auch als Duo auszustellen. In diesem Sinn ist die Bregenzer Schau also eine Premiere, die reizvoll Verbindendes wie Trennendes sichtbar macht. Wobei sich durch diese Praxis unmittelbar die Frage nach Autorenschaft stellt. Und dies in zweifachem Sinn. Bedienen sich doch Guyton wie Walker bevorzugt druckgrafischer Techniken bzw. elektronischer Medien bei der Umsetzung ihrer Ideen, die oft mit Zitaten aus der neueren Kunstgeschichte aufgeladen sind.

Zwischen USA und Bregenzerwald

Im Prinzip ist für jede der drei Positionen ein Geschoß reserviert, bestückt mit "Eye Candies“, so Kunsthaus-Chef Yilmaz Dziewior, die Walker und Guyton teilweise speziell für die Schau kreiert haben: im Besonderen ihre monumentalen, in hintergründiger Ironie mit der Banalität von Alltagsgegenständen spielenden Gemeinschaftsarbeiten, die teilweise in den USA, teilweise im Bregenzerwald hergestellt worden sind und die gesamte Schau infiltrieren. So steht etwa im ersten Obergeschoß zwischen den Bildern von Guyton ein "Zebra_Desat_Table“ von Guyton/Walker, dessen gestreifte Tischplatte am Boden liegt und die Beine in die Höhe streckt. Wohl nicht gemacht, um darauf zu essen, sondern als die Sinne irritierendes skulpturales Objekt.

Die Bilder, die Wade Guyton nach Bregenz mitgebracht hat, sind riesig und Ausdruck streng konzeptuellen Denkens. Es geht um monochrom streifig oder plakativ zeichenförmig gesetzte Strukturen, um ein subtiles Spiel mit Kontrasten, Linien und Flächen, Ordnungen und deren Störung. Zahlreiche Assoziationen mit Objekten zeitgenössischer Kunst ergeben sich da, Fragen nach Authentizität drängen sich auf, nach der Wiedererkennbarkeit künstlerischer Handschrift. Allerdings: intuitiv bauchig ist bei diesem Tun nichts, sondern alles das Produkt klaren Kalküls und doch voll archaischer Erhabenheit, auf die Leinwände übertragen mittels elektronisch vom Künstler gefütterter Tintenstrahldrucker.

Daneben hängt Walkers "I see a fast change; a snap decision“, entstanden 2006. Ein aus vier Tafeln zusammengesetzter Spiegel, in dem sich ein Rorschach-Test zeigt, dessen Teil der Betrachter automatisch wird, sobald er vor ihm steht. Viele der großformatigen Bilder, die Walker an die Wände von Ebene zwei gehängt hat, schauen aus, als wären sie aus Ziegeln gebaut. In Wahrheit gaukeln sie allerdings eine Wirklichkeit vor, die mittels Vierfarbsiebdruck suggeriert wird. Um ein Jonglieren mit Vergangenem im Gegenwärtigen geht es dagegen in seinen Grafikzyklen, in denen er etwa mit längst ikonisch gewordenen Bildern von Andy Warhol spielt.

Sprödes Hybrid

Zentrum der Schau ist eine 15 Meter lange und 3,75 Meter hohe, aus 51 Gipskartonplatten zusammengesetzte Wand, die Ebene zwei diagonal durchschneidet. Von Guyton/Walker zum Raumbild verwandelt, auf dem sich beide Künstler als sprödes Hybrid präsentieren - in ihrer ganzen Gegensätzlichkeit und Eigenständigkeit, aber auch in ihrer Gemeinsamkeit, Kunst zu sehen und leben.

Das gesamte dritte Obergeschoß ist mit den Objekten des Duos vollgeräumt, die wie Möbel daherkommen, ohne solche zu sein. Erfrischend als schräg bunte Installation sind diese an die Wände gelehnten Matratzen und auf den Kopf gestellten Tische, die mit Früchten oder Tierfellen bedruckt sind, zum Ausklang der Schau allemal. Die setzt sich - wie in Bregenz üblich - in den Billbords entlang der Seepromenade fort, von denen je zwei von Wade Guyton, Guyton/Walker und Kelley Walker gestaltet sind. Im Vordergrund steht je ein Muster, das typisch für die jeweilige Position ist, während im Hintergrund solche auftauchen, die für die zwei anderen stehen: sich vermischend zu einem verwirrenden optischen Spiel aus Vorder- und Hintergründigem, exakt Zuordenbarem und Gemeinschaftlichem.

Wade Guyton, Guyton/Walker, Kelley Walker

Kunsthaus Bregenz

bis 30. Juni, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr

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