Tänzelnde Beinkleider

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Peter Shaffers fürs Theater geschriebene Stück "Amadeus“ hat mit Milosˇ Formans gleichnamiger Verfilmung aus dem Jahr 1984 seine bestmögliche Inszenierung eigentlich schon hinter sich. Trotzdem wird es immer wieder gerne auf deutschsprachigen Bühnen gespielt. Nun hat sich auch das Theater in der Josefstadt an eine Neuinszenierung gewagt. Ohne Rokokoschick und Puderperücken glänzt diese Aufführung in der Regie von Janusz Kica durch eine wunderbare Ensembleleistung und ein prägnantes Bühnenkonzept.

Antonio Salieri, minderbegabter Hofkomponist und selbsternannter Mörder Wolfgang Amadeus Mozarts, verbringt seine letzten Lebenstage verwirrt, verbittert und vollgefressen im Sanatorium. An Lastern und Lebenssünden mangelt es ihm nicht: Neben Maßlosigkeit, Ehebruch und Eitelkeit sind es vor allem Neid und Missgunst, die ihn schlussendlich um den Verstand bringen werden. Auf der ganz in weiß gehaltenen Bühne lässt er als Conférencier und Mitspieler seine verhängnisvolle Begegnung mit Mozart (Florian Teichtmeister) Revue passieren.

Besessen von der Idee, die "göttliche Ungerechtigkeit“ bei der Zuteilung von Genie und Begabung bereinigen zu müssen, stürzt er sich in ein perfides Intrigenspiel, um den jungen Mozart beruflich und gesellschaftlich zu vernichten.

Kontrastreiches Spiel

Herbert Föttinger spielt Antonio Salieri als charmanten und manipulativen Lebemann, der seine Zeitgenossen wie auch das Josefstadtpublikum zu verführen weiß. Im Gegensatz dazu versucht der junge Mozart seine Umgebung lieber durch derbe Späße und seine unbeschwerte Art für sich zu gewinnen. Tänzelnd und leichtfüßig macht er sich über die einfallslosen Kompositionen Salieris lustig, genauso tänzelnd und mühelos wird er daran gehen, Salieri die Geliebte auszuspannen.

Es ist vor allem das kontrastreiche Spiel zwischen Föttinger und Teichtmeister, aus dem die Aufführung ihre Energie schöpft. Der Rest des Ensembles - allen voran Alexander Waechter als Joseph II. - zeigt ebenfalls eine facettenreiche Darbietung, und auch Daniela Golpashin ist in der Rolle der naiven, aber gutherzigen Ehefrau Mozarts gut besetzt.

Durchwegs gelungene Aufführung

Nur die finale Talfahrt der beiden Kontrahenten, die den gesamten zweiten Teil des Abends in Anspruch nimmt, gerät etwas zu langatmig, und der Konflikt zwischen jugendlichem Genie und altem Meister lässt sich nicht mehr so temporeich wie zu Beginn über die Bühne bringen.

Trotzdem eine durchwegs gelungene Aufführung, die das etwas angestaubte Stück Peter Shaffers zu einer zeitlosen Charakterstudie zweier maßloser Lebemänner verdichtet.

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