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"Die Zauberflöte" als Jubiläumspremiere zum 200. Geburtstag des Linzer Landestheaters.

Zum 200. Geburtstag des Landestheaters überraschten Dennis Russell Davies mit dem Bruckner Orchester Linz und Olivier Tambosi als Regisseur das festlich gestimmte Publikum mit einer ungewöhnlichen Gestaltung der "Zauberflöte". Nicht ein "Buh-Ruf" war am Ende zu hören!

Tambosi hatte die Vielschichtigkeit des gattungsübergreifenden Librettos in märchenhaft gestaltete bunte Bilder (Kostüme: Andrea Hölzl) transponiert, und wenn man seiner Einladung folgt, "bis zu einem gewissen Grade in der Zauberflöte wieder Kinder zu sein", tut man es mit Gewinn. Die Bühne von Friedrich Despalmes - eine Art mystisches Universum mit einem bezaubernden Kinderzimmer als Hauptschauplatz im ersten Akt, während im zweiten alle Wege durch ein rotierendes "Weltgebäude" mit vielen Türen und Räumen führen - tragen das Ihre dazu bei. Tambosi gibt den Szenen auch erfrischend viel Humor, Ironie oder persiflierenden Witz, ohne die Vorlage oder die Figuren zu denunzieren. Noch während der Ouvertüre sieht das verblüffte Publikum, wie ein Bett mit einer auf dem Polster liegenden Krone auf die Bühne geschoben wird, in das Tamino sich legt, die Krone aufsetzt und sofort fest eingeschlafen ist. Er bemerkt nicht, dass ihm übermütige Kinder eine Schlange (aus Gummi?) unter die Decke schieben, die ihn bald wach werden und erschrecken lässt. Das Bett als "begreifbares" Synonym für Schlafen und Träumen ist Teil des Regiekonzept. Dazu gehören auch die sich von heutiger Kleidung ins Bombastische und Groteske steigernden Kostüme.

Hervorgehoben aus dem zahlreichen Ensemble seien Stefan Kocán mit seinem sonoren, abgrundtiefen Bass als Sarastro; Katarzyna Dondalska mit ihrem metallischen Timbre als Königin der Nacht, die in ihren Koloraturkaskaden problemlos das dreigestrichene "F" erreichte; Christiane Boesiger, als Pamina darstellerisch wie stimmlich mit ihrem kräftigen, intonationssicheren Sopran begeisternd; Daniel Ohlenschläger als erwartungsgemäß komödiantischer Papageno alias "Fogelfenga" (ein Rechtschreib-Gag auf seinem Sweatshirt) und Dorothea Maria Marx in der von der Regie leider vernachlässigten Rolle der Papagena. Emmanuel di Villarosa spielte seinen Part des Tamino etwas zu hölzern und schien auch stimmlich nicht ganz auf der Höhe zu sein. Vergnügen pur: die drei Damen der Königin der Nacht (Lichter, Robertson und Mikaberidze) sowie die drei (St. Florianer Sänger-)Knaben.

Alle Handlungen und alle Gefühle des Opernpersonals durchdringend ist und bleibt die vom Geist ihres Schöpfers erfüllte und sie bestimmende Musik, die unter Davies' feinfühliger Leitung, die auch sehr genau auf die Sängerinnen und Sänger Obacht nahm, zum Klingen gebracht wurde. Sehr gut fügte sich auch der im zweiten Rang postierte Chor des Landestheaters (Leitung: Georg Leopold) ins musikalische Geschehen.

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