Technik ist das Feuerwerk

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Die "Herr der Ringe“-Trilogie war einmal. Nun kommt "Hobbit“, mit dessen drei Teilen Superstar Peter Jackson vergessen machen will, was er mit der Tolkien-Verfilmung schon erreicht hatte.

Die Welt ist nicht in Büchern und Karten, sie ist da draußen, belehrt der Zauberer Gandalf seinen Schützling, den Hobbit Bilbo Beutlin. Die Welt der beiden aber, so lehrt es die Tourismusvereinigung von Neuseeland, sie liegt ebendort. Damit, als Drehort die Heimat von Mittel-Erde zu sein, lässt sich gut werben: Ein Jahrzehnt nach der "Herr der Ringe“-Trilogie nennen noch immer sechs Prozent der Urlauber die Filme als einen Grund für ihre Destinationswahl.

Der Enthusiasmus rund um das Werk von J. R. R. Tolkien wird sich wiederholen, wenn mit "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ nun die Vorgeschichte des Rings auf die Leinwand kommt - bis hinunter zum letzten Messerladen, wo im Schaufenster wieder offizielle Schwertkopien zu hohen dreistelligen Summen stehen werden. Der "Herr der Ringe“ war ein Geschäft; "Der Hobbit“ wird es noch mehr - speziell nachdem die 300 Seiten starke Vorlage nach und nach auf insgesamt drei Filme gestreckt wurde. Damit ist auch eine andere Zahl als Gradmesser vorgegeben: drei Milliarden Dollar - so viel spielte damals die erste Trilogie ein.

Die Vorgabe: drei Milliarden Dollar

Der nunmehrige Auftakt, dem kommenden Dezember und im Juli 2014 die weiteren Teile folgen sollen, tut sein Möglichstes, um direkt an das damalige Kinoereignis anzuschließen: Während Tolkien seinen "Hobbit“ in späteren Auflagen revidierte, um ihn dem "Herr der Ringe“ anzunähern, verklammert Peter Jacksons Filmopus die beiden Geschichten zwanghaft bei jeder Gelegenheit. Wichtiger als Bilbo zuzusehen, wie er sich Gandalf und einer Schar Zwerge anschließt, um deren Berg von einem Drachen zurückzuerobern, scheint es, dass mit Neffe Frodo, den Elben oder dem Zauberer Saruman möglichst viele vertraute Schauspielergesichter auftauchen, oder Howard Shore mit seiner Kennmelodie dazwischenfahren kann.

Die fast drei Stunden, die sich das Werk dafür herausnimmt, sind eine sperrige, nur gegen Ende durch unbeseelte Action aufgelockerte Einleitung; ein einstiges Kinderbuch, das im erwachsenen Gewand einen recht infantilen Eindruck hinterlässt. Besonders auf der Humorseite sticht das heraus, und in der Art, wie die Zuschauer am Händchen zu den zentralen Sätzen geführt werden. Pathos ist die Regel, die Zeitlupe ihr Steigerungsmittel.

Gehüllt ist das Ganze in eine bisher ungekannt sterile Monumentalität: Gemeint ist nicht das knallende Hollywood-Licht, sondern das stereoskopische 3D mit doppelter Bildrate. Realer denn je präsentiert sich das gefilmte Geschehen, speziell in 48 Bildern pro Sekunde - und wird damit zugleich irrealer. "Der Hobbit“ entblößt in seiner Perfektion wieder als Kulisse, was das Effektarsenal eben erst zu kaschieren gelernt hatte. Davor, nicht mittendrin, stehen nun wieder Schauspieler, in ihren Verkleidungen stehen gelassen von dieser Technologie: Sie lässt kaum noch Leerstellen zu, die durch die menschliche Vorstellung gefüllt werden müssten, und gerade das ist ihr Problem. Für das digitale Filmschaffen ist dies eine wichtige, für uns Konsumenten eher eine erschreckende Erfahrung - womit Jacksons Film weniger wichtig ist, eine Legende mäßig fortzuschreiben, als darin, ein technischer Versuchsballon zu sein.

Der Hobbit: Eine unerwartete Reise (The Hobbit: An Unexpected Journey)

USA/NZ 2012. Regie: Peter Jackson. Mit Martin Freeman, Richard Armitage, Ian McKellen.

Warner.169 Min.

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