Die Komödie des Ödipus

Auf den ersten Blick ist es schwer vorstellbar, dass Sophokles’ „König Ödipus“, die Tragödie, in der der tragische Held unwissentlich seinen Vater erschlagen und seine Mutter heiraten wird, mit einigen wenigen Änderungen zu einer Komödie umgestaltet werden kann.

Nicht so für das Autoren- und Regieduo Kaja Dymnicki und Alexander Pschill, den MasterMinds der Bühne Bronski & Grünberg, ein Kleintheater, das sich ähnlich wie das TAG die Umarbeitung oder Überschreibung klassischer Stücke zum Programm gemacht hat. Das Resultat ihrer Umarbeitung der antiken Tragödie von 429 v. Chr. in eine Verwechslungs- und Kriminal-Komödie ist gegenwärtig im Theater an der Gumpendorfer Straße zu bestaunen. Sie verrücken den Handlungsort von Theben in ein schickes 70er-Jahre-Apartment.

Dort bereiten König Laios (Georg Schubert) und seine Frau Iokaste (Michaela Kaspar) gerade ein paar Häppchen vor, um mit einigen Gästen ihr Ehejubiläum zu feiern. Erwartet wird auch der Staatsanwalt Meyer, aus Versehen aber gelangt die Einladung an das nun seinerseits ob der unerwarteten Ehre überraschte Ehepaar Mayer (mit ay), das mit seinem nerdigen Adoptivsohn Ödipus (Stefan Lasko), dem Rätselkönig, aufkreuzt.

Bei ihm handelt es sich natürlich just um jenen Spross, den das Jubiläumspaar vor bald zwanzig Jahren auf einer Parkbank ausgesetzt hat. In dieser Ausgangslage kann nun das Stück Fahrt aufnehmen. Die sich in 120 Minuten entwickelnde Hochgeschwindigkeitskomödie ist intelligent gebaut und von sprühendem Wortwitz. Raffiniert wie das Duo, den Gesetzen der Komödie folgend, das tragische Schicksal des Vatermords und der Blutschande umgeht und sich ganz den Verwirrungen einer Patchwork-Familie widmet.