7112045-1996_01_18.jpg
Digital In Arbeit

Vor 100 Jahren starb Philipp A. Reclam

Werbung
Werbung
Werbung

Mit 60 Jahren schrieb der Leipziger Verlagsbuchhändler Anton Philipp Reclam Buchgeschichte. Am 9. Jänner 1867 trat in Deutschland jene Regelung in Kraft, nach der den Erben der Autoren eine Schutzfrist von 30 Jahren (heute sind es 70) gewährt wurde. Alle Autoren, die vor 1837 verstorben waren, durften damit honorarfrei nachgedruckt werden. Noch am selben Tag gründete Anton Philipp Reclam die „Universal-Bibliothek", die damit älteste deutsche Taschenbuchreihe. Nummer eins in „Reclams Universalbibliothek": Goethes Faust, I. Teil.

Diese oft als „Groschenromane" beschimpften Heftchen sollten dem Bildungsbedürfnis bereiter Schichten entgegenkommen. Bis zu Reclams Tod am 5. Jänner 1896 erschienen 3.470 Nummern: Werke der klassischen deutschen Literatur, der Antike, der Weltliteratur und der Philosophie. In seinem Todesjahr allein kamen 84 Büchlein heraus: Werke von Euripides, Unland und Dumas, ein Libretto von Meyerbeer, das „Krankenversicherungsgesetz" und das „Bürgerliche Gesetzbuch für das deutsche Reich" sowie Kriminalromane und Theater-Humoresken. In seinem Hause würden, laut damaliger Reclam -Reklame, die Druckmaschinen „unausgesetzt arbeiten". Dem Geschäftssinn Reclams ist wohl auch die Anekdote zu verdanken, wonach die Arbeiter in Anwesenheit des Chefs eifrig an den Druckmaschinen arbeiteten, auch wenn gerade einmal nicht zu drucken war. Der Erfolg hat Reclam recht gegeben. 1987 übersiedelte er mit Mann und Maschine in ein modernes Verlagshaus in der Inselstraße in Leipzig. 1945 waren bereits 7.600 Nummern in einer Gesamtauflage von über 280 Millionen auf dem Markt. 1947 wurde der „Reclam-Verlag Stuttgart" gegründet, der seit 1958 als Verlag „Philipp Reclam jun." die Erfolgsgeschichte des Hauses Reclam weiterschreibt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung