Theologinnen sind unterwegs

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Gott und die Frauen

War die islamische Theologie für lange Zeit eine Männerdomäne, so scheint sich dies zu verändern: Als wir im Oktober an der Universität Münster mit dem Studiengang "Islamische Theologie“ begannen, gingen wir davon aus, dass hauptsächlich männliche Studierende daran Interesse haben werden. Zu unserer Überraschung waren ca. 60 Prozent der Studierenden weiblich. Dies zeugt von Bewusstseinswandel in der muslimischen Community selbst. Denn Veränderungen können nur dann Fuß fassen, wenn sie von unten nach oben geschehen. Nur so können patriarchalische Interpretationen des Islam durchbrochen werden: Wenn immer mehr Frauen sich einbringen. Allerdings soll das Wirken von Frauen in der Theologie keinen exotischen Charakter haben, im Sinne einer spezifischen Form der Theologie, die nur von Frauen betrieben wird. Das Wirken von Theologinnen soll in der islamischen Theologie vielmehr ein normaler Zustand sein.

Wenn es im Koran um theologische Aussagen geht, also um solche Aussagen, die vom gesellschaftlichen Wandel nicht betroffen sind, dann zeigt der Koran unmissverständlich, dass Männer und Frauen vor Gott gleich sind: "Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die demütigen Männer und die demütigen Frauen, die spendenden Männer und die spendenden Frauen, die fastenden Männer und die fastenden Frauen, die ihre Keuschheit wahrenden Männer und die ihre Keuschheit wahrenden Frauen, die Gottes gedenkenden Männer und die Gottes gedenkenden Frauen, Gott hat für sie Vergebung und großen Lohn vorgesehen.“ (Sure 33:35) Andere koranische Aussagen, die vom gesellschaftlichen Wandel betroffen sind, müssen im Lichte dieser theologischen Aussagen verstanden werden.

Der Autor leitet das Zentrum f. Islam. Theologie an der Uni Münster

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