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Faszinierend: Mozarts Oper als Koproduktion mit der Oper Frankfurt im Theater an der Wien.

Weil "La clemenza di Tito" eine opera seria ist, eilt ihr der Ruf der Steifheit und Schablonenhaftigkeit voraus. Die aktuelle Aufführung der selten gespielten Mozart-Oper im Theater an der Wien jedoch spricht diesen Vorurteilen Hohn: Unter der exzellenten Regie von Christof Loy liegt nicht das winzigste Körnchen Staub auf "Titus", auf der Bühne stehen Menschen aus Fleisch und Blut, Menschen von heute, und durchleben ein packendes Drama von Liebe, Freundschaft, Verrat und die Einsamkeit des Mächtigen. Bis hin zur kleinen Partie des Publius (Simon Bailey) wird nicht nur großartig gesungen, sondern auch hervorragend gespielt. Man kann wohl jetzt schon von einem Höhepunkt des Mozartjahres in Wien sprechen.

Der milde Titus (Kurt Streit) ist hier Oberhaupt einer ehrenwerten Familie, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ein Pate, der an der Verlassenheit verzweifelt, die eine solche Position mit sich bringt, und der darunter leidet, dass man sich wahre Liebe und Freundschaft nicht mit Wohltaten erkaufen kann. Denn niemand anderer als sein engster Vertrauter Sextus (Elina GarancÇa) plant seine Ermordung. Die eiskalt intrigierende Vitellia (Silvana Dussmann) hat sich mit wohl kalkulierter Erotik den jungen Mann gefügig gemacht und treibt ihn zur bösen Tat. Zu Sextus' Zerrissenheit zwischen der Liebe zu Titus und der Liebe zu Vitellia kommt noch hinzu, dass Titus Sextus' Schwester Servilia (Britta Stallmeister) zu ehelichen trachtet, obwohl sie Sextus' besten Freund Annius (Jenny Carlstedt) liebt. Hört sich kompliziert an, klingt nach typischem Opera-seria-Schema, ist aber eine große Tragödie, deren Ausgang nur oberflächlich glücklich scheint.

Und dazu die herrliche Musik: Paolo Carignani dirigiert die Wiener Symphoniker mit unglaublicher Leichtigkeit und lässt einzelnen Instrumenten viel Raum und Freiheit. Vitellias großes Rondo "Non più di fiori" gerät mit dem exaltierten Bassetthorn zur veritablen Wahnsinnsszene, wunderbar auch das Violoncello (Christoph Stradner), das in den Secco-Rezitativen mitunter kleine hämische Kommentare abgibt. Mozart vom Feinsten.

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