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Die Geschichte der Raumfahrt ist auch eine Aneinanderreihung von Katastrophen mit tödlichem Ausgang. 21 Astronauten und Kosmonauten kamen dabei ums Leben – alle während des Flugs, niemand im All.

Auf die Frage, ob Astronauten jemals Angst haben, antwortete Mondlande-Pionier Edward „Buzz“ Aldrin einmal in der New York Times: „Für mich ist es keine Frage, dass Weltraumreisen die Angst steigern und die Sinne schärfen.“ Doch das habe weniger etwas mit der Sorge um die eigene Sicherheit zu tun, als mit der Furcht, zu versagen, Mission und Mannschaft zu gefährden. Kein Mensch werde so geboren, er lerne es oder müsse sich eben einen anderen Job suchen. Vertrauen in ihre Mission finden die Astronauten vor allem in der engen Kameradschaft, die sich bei dem jahrelangen Training vor einem Raumflug entwickelt. „Was uns verbindet, ist die geteilte Gefahr, das Risiko, das wir gemeinsam tragen“, sagt Ex-Astronaut Jerry Lingenger. Niemand, der nicht dabei war, könne begreifen, was sich in der Schwerelosigkeit des Alls abspielt.

Raumfahrt ist gefährlich. Seit Beginn der bemannten Raumflüge am 12. April 1961 kamen offiziell 21 Weltraumfahrer bei Unglücken ums Leben, elf von ihnen während des Fluges. Die führenden Raumfahrtstaaten USA und die frühere Sowjetunion waren dabei gleichermaßen betroffen. Keiner der tödlichen Unfälle ereignete sich jedoch im Weltraum.

Der Absturz der Raumfähre „Columbia“ am 1. Februar 2003 ist neben der Explosion des Schwesterschiffs „Challenger“ das schwerste Unglück. Nach 16 Tagen im All zerfällt die Raumfähre beim Landeanflug in mehrere Teile und stürzt über dem US-Bundesstaat Texas ab. Die sieben Astronauten an Bord starben binnen 40 Sekunden. Das geht aus dem letztjährigen Untersuchungsbericht über die letzten Minuten der Crew und des Unglücksshuttles hervor

2 tödliche Fiaskos: „Columbia“/„Challenger“

Bei der Explosion der „Challenger“ kurz nach dem Start am 28. Jänner 1986 kamen ebenfalls alle sieben Besatzungsmitglieder ums Leben. Ursache des Unglücks waren schadhafte Dichtungsringe an einer der beiden Feststoffraketen. Die Ringe waren infolge von Kälteeinwirkung in der Nacht vor dem Start brüchig geworden. Die Fähre explodierte nur 73 Sekunden nach dem Abheben vom Startgelände Cape Canaveral in Florida. An Bord war neben den sechs Berufsastronauten auch eine Lehrerin.

Die ersten Opfer in der Raumfahrt generell hatten ebenfalls die Amerikaner zu beklagen: Am 27. Jänner 1967 kamen die Astronauten Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee bei einem Test auf dem Startgelände Cape Canaveral in einer Apollo-Kapsel ums Leben, als diese in Brand geriet. Die drei hätten einen Monat später zum ersten Flug eines Apollo-Raumschiffes ins All aufbrechen sollen. Der Hergang des Unglücks wurde nur teilweise geklärt. Eine Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass dieser Test unnötig gefährlich gewesen und keinerlei Vorsorge getroffen worden sei. Als Konsequenz aus dem Unfall wurde das Apollo-Raumschiff, mit dem die Amerikaner zwei Jahre später zum Mond flogen, völlig umkonstruiert.

Bei den Sowjets gab es zwei Weltraumflüge mit tödlichem Ausgang, bei denen insgesamt vier Raumfahrer starben. Knapp drei Monate nach der Brandkatastrophe der Amerikaner verunglückte am 23. April 1967 der sowjetische Kosmonaut Wladimir Komarow mit dem Raumschiff Sojus-1 bei der Landung tödlich. Der Bremsfallschirm seiner Kapsel hatte sich nicht geöffnet.

Rückkehr von zwei toten Kosmonauten

Vier Jahre später, am 30. Juni 1971, endete das Unternehmen Sojus-11 in einer Katastrophe: Als sowjetische Weltraumtechniker nach der Rückkehr des Raumschiffes zur Erde die Luke der Kapsel öffneten, fanden sie die Kosmonauten Georgi Dobrowolski, Wladislaw Wolkow und Viktor Pazajew tot in ihren Sitzen. Eine Untersuchung ergab, dass der Flug bis zum Niederschweben der Kapsel planmäßig verlief. Eine halbe Stunde vor der Landung muss es aber zu einem Druckabfall in der Kapsel gekommen sein, der zum Tod der Kosmonauten führte. Das Raumschiff Sojus-11 war am 6. Juni gestartet und koppelte einen Tag später an die Raumstation „Saljut-I“ an. Anschließend stiegen die Kosmonauten um. Am 30. Juni schließlich landete die Kapsel nach einem Rekordflug von 24 Tagen mit den toten Kosmonauten.

Dramatisch verlief 1970 der Flug des US-Raumschiffs Apollo 13, das am 11. April mit den Astronauten James Lovell, Fred Haise und John Swigert gestartet war. Es sollte die dritte Mondlandung der Amerikaner werden. Zwei Tage nach dem Start, am 13. April, explodierte in mehr als 300.000 Kilometer Entfernung von der Erde ein Sauerstofftank des Raumschiffs.

Vier Tage lang bangte die Welt um das Leben der Astronauten. In einer beispiellosen Rettungsaktion gelang es, die drei unversehrt zur Erde zurückzubringen. Die Apollo-Kapsel landete am 17. April im Pazifischen Ozean. Da die Versorgung in der Kapsel weitgehend lahmgelegt war, benutzten die Astronauten die mitgeführte Mondlandefähre während ihres Flugs durch den Weltraum als „Rettungsboot“. Erst kurz vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre wurde die Fähre von der Kapsel getrennt.

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