Toleranz und "keine restriktive Kulturpolik"

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Landeshauptmann Josef Pühringer erklärt den "oberösterreichischen Weg" in Sachen Kultur.

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Landeshauptmann Josef Pühringer erklärt den "oberösterreichischen Weg" in Sachen Kultur.

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Liebe zum Alten - Mut zum Neuen" Mit diesem programmatischen Zitat von Landeshauptmann Josef Pühringer ist "der oberösterreichische Weg" in der Kulturpolitik des Landes auf den Punkt gebracht. Er bedeutet einerseits die Pflege des kulturellen Erbes, das sich nicht einfach in der Erneuerung von Fassaden erschöpft, sondern die renovierten und restaurierten historischen Gebäude mit sinnvollem Leben erfüllt. Bestes Beispiel dafür sind die Landesmusikschulen, von denen mehr als ein Drittel in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht ist.

Der "oberösterreichische Weg" bedeutet andererseits eine sehr offene Kulturpolitik, die nach Pühringers Kulturbegriff auf Toleranz basiert: "Kultur ist die Lebensgestaltung nach bestimmten Grundsätzen und Qualität. Kunst ist ein Teil der Kultur, dem wir uns besonders verpflichtet fühlen müssen, weil die Kunst ein wichtiger Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen ist und Kunst im Zeitpunkt ihrer Entstehung nicht immer sofort verstanden wird und nicht den nötigen Respekt und die nötige Förderung erfährt. Das heißt, daß man dem Neuen Mut machen und beim Start helfen muß. Nicht alles, was neu ist, muß gut sein. Aber wenn wir das Neue generell verhindern, dann verhindern wir auch das wertvolle Neue, das bleiben wird."

Diesem hohen Stellenwert, den die Kulturpolitik einnimmt, entspricht auch das ordentliche Budget für Kultur und Wissenschaft für das Jahr 2000 in Höhe von insgesamt 1,537 Milliarden Schilling, das um 85 Millionen Schilling erhöht wurde. Das Budget des Landesmusikschulwerks allein, eines kulturellen Eckpfeilers, steigt heuer um insgesamt 15 Prozent. Die 38,2 Millionen Schilling für die Landesausstellung nicht mitgerechnet, beträgt die Steigerung des Kulturbudgets immer noch drei Prozent. Wie das in Oberösterreich möglich ist, da anderswo im Bereich Kultur drastisch gespart wird, erklärt Pühringer so: "Zum ersten, weil wir jetzt schon das vierte Budget ohne Neuverschuldung vorgelegt haben und daher Geld, das andere an Banken für Zinsen und Rückzahlungen leisten, aktivieren können; zweitens, weil wir bei jedem Budget Prioritäten setzen und Kultur, Kunst und Bildung Dauerpriorität haben müssen. Für die geplante Landesausstellung zum Millennium kommen noch 65 Millionen Schilling hinzu, die im Baubudget des außerordentlichen Budgets für das Musiktheater untergebracht und in den vorgenannten Zahlen nicht enthalten sind."

Es liegt auf der Hand, daß bei einem so großzügigen Kulturbudget in anderen Bereichen gespart werden muß. So werden etwa bestimmte Aufgaben Privaten übertragen, und dabei hat es sich gezeigt, daß eine schmalere Verwaltung eine wendigere ist. Im Personalbereich - "wir haben niemanden auf die Straße gestellt" - wird insofern gespart, als projektbezogene Werkverträge eingeführt wurden. Da das Kulturbudget eines der Schwerpunktsetzungen ist, gibt es deren heuer eine ganze Reihe.

Neben laufenden Vorhaben wie dem Bau des Musiktheaters ist die Landesausstellung 2000 im ehemaligen Minoritenkloster in Wels vom 27. April bis 2. November zum Thema "Zeit: Mythos - Phantom - Realität" das Großprojekt des Jahres. Herausragend ist dabei die denkmalpflegerische Großtat, bei deren Finanzierung des Land kräftig mitgewirkt hat, weil der Gebäudekomplex - er steht im Eigentum der Stadt Wels - ein Stück Bau- und Kunstgeschichte dieser Stadt und des Landes darstellt, die nunmehr für die nächsten Generationen gesichert ist und außerdem ein fertiges Konzept der Stadt für eine weitere Nutzung garantiert.

Ein neuer, wichtiger Schwerpunkt ist der facettenreiche Bereich "Kinderkultur", bei dem es sowohl darum geht, Kulturschaffenden bewußt zu machen, daß die Kinder von heute die Besucher von morgen sind, wie auch um die Bemühungen, Talente und kreative Kräfte rechtzeitig zu wecken. Dadurch soll verhindert werden, daß eine Begabung vielleicht ein Leben lang verschüttet bleibt. Mit Musik in allen Variationen - vom Brucknerorchester bis zum Brucknerkonservatorium - als Hauptakzent oberösterreichischer Kulturpolitik, sind naturgemäß andere Sparten vom Einsatz der Mittel her noch etwas zu kurz gekommen. Doch soll es noch in dieser Funktionsperiode eine höhere Dotierung dieser Bereiche geben.

Auf eine künftige Kulturpolitik der neuen Regierung angesprochen, erklärt Pühringer, daß es unter einer Kulturministerin Gehrer keine restriktive Kulturpolitik geben werde. Auch die derzeitige 20prozentige Kürzung der Subventionen sei nur eine vorübergehende Budgetmaßnahme, solange es kein Budget auf Bundesebene gebe, also für etwa drei Monate. "Ich rechne damit, daß der Bund seiner Aufgabe im Bereich der Kulturförderung wieder nachkommt. Länder können nie den Bund ersetzen - auch in diesem Bereich nicht -, da sind die Budgetgrößen zu unterschiedlich. Aber ich lege Wert darauf, und das hat gute Tradition, daß Kultur in Oberösterreich Chefsache ist."

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