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Henry Purcells "The Fairy Queen" und Jacques Offenbachs "Robinson Crusoe" am Tiroler Landestheater.

Grau in grau und uniform hasten die Menschen durch den Alltag, aber nächtens, in den Träumen, erwachen ihre Empfindungen und Begierden. Das Gefolge der Feenkönigin entführt die Menschen ins Naturreich, wo die Fantasien gelebt werden dürfen und sich ähneln. So träumt die Feenkönigin, die sich in den Jüngling verliebt hat, wie Zettels Braut Daphne von der Hochzeit. Der Jüngling spürt zum ersten Mal das Glück und weigert sich, in die Realität zurückzukehren. Er stirbt, um sich mit der Feenkönigin zu vereinen.

Die britische Choreografin und Regisseurin Jean Renshaw hat Henry Purcells aus Musik, Schauspiel und Tanz montierte Oper "The Fairy Queen" umgeschrieben. Vom Libretto nach Shakespeares "Sommernachtstraum" blieben ein paar Figuren und Motive, die gesprochenen Anteile wurden gestrichen und die Musiknummern umgestellt. So entstand eine neue, nicht in jedem Detail aufgehende getanzte Geschichte mit Gesang. Die Radikalität im Umgang mit dem Stoff hat in der altenglischen Oper Methode.

In stimmungsvollen, shakespearisch gefügten Bildern von Ingomar und fröhlichen Kostümen eignen sich die Traumgestalten die besten Szenen an, tollen tanzend und scherzend über die Bühne, bis die Menschen widerwillig erwachen und den Traum ablegen. Renshaw zeigt das volle Spektrum ihres britischen Humors zwischen Slapstick, Zitat und Persiflage, Nonsens und Erotik.

Weniger geglückt ist der musikalische Teil. Da hätte man sich in Innsbruck, seit Jahrzehnten Residenz der Alten Musik, eines Spezialisten versichern müssen. Im Instrumentalensemble sind mehrere mit den Stilanforderungen der Barockmusik vertraute Musiker zu finden, aber Kapellmeister Nikolaus Netzer weiß diese Kräfte und auch die englisch-französisch-italienische Stilmischung nicht zu nützen. Da entsteht weder pulsierende Vitalität noch idyllische Süße, da torkelt die Musik nicht Arm in Arm mit dem Betrunkenen und leidet nicht klangsatt mit der klagenden Feenkönigin. Auch die meisten Solisten sind bei Purcell nicht zu Hause, Christine Buffle in der Titelrolle, Christian Zenker als Zettel, Martin Achrainer als Coridon, Peter Sohm als Jüngling. Dagegen fallen die vorzügliche Lysianne Tremblay als Puck und Debra Fernendes' Daphne auf. Countertenor Bernhard Landauer schien bei der Premiere indisponiert.

Intendantin Brigitte Fassbaender will Jacques Offenbachs Opéra comique "Robinson Crusoe" für den deutschsprachigen Raum retten und übersetzte das Libretto aus dem Englischen. Sie ließ die teils witzige, teils lyrische Partitur für die Kammerspiele adaptieren, setzte Offenbachs Pointen die eigenen, gereimten drauf - aber die Liebesmüh' war vergebens. Die peinlich dilettantische Regie von Matteo de Monti und die von Leif Klinkhardt mit kleinem Orchester allzu handfest umgesetzte Klangkulisse verderben den Spaß.

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