Traumata und Träume junger Leute

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Das einzigartige Festival "Schäxpir" setzte Maßstäbe für das Kinder- und Jugendtheater.

Dass sich der große Erfolg des Festivals 2002 noch steigern ließe, hatte sich das Linzer SCHÄXPIR-Team um Julius Stieber (Festivalleitung), Stephan Rabl (künstlerische Leitung) und Alfred Rauch (Produktionsleitung) nicht träumen lassen. Vom 24. Juni bis 4. Juli fanden an 17 verschiedenen Spielstätten in Linz, Wels, Steyr und Gmunden 167 Veranstaltungen mit 58 Produktionen aus elf Ländern statt. Finanziell getragen wurde das Festival auch in diesem Jahr fast zur Gänze vom Land Oberösterreich.

Das Angebot enthielt u.a. eine Reihe von Uraufführungen und Österreich-Premieren sowie drei deutschsprachige Erstaufführungen, in denen Ängste und Probleme, Traumata und Träume junger Leute auf dramaturgisch und darstellerisch höchstem Niveau ihre theatralische Ausformung fanden. Die Fortsetzung der Success-Story lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: Von über 17.000 Besuchern entfielen 1.046 auf das Musical Wilde Dinge (Kopergietery, Gent) und 960 auf Die Gebrüder Löwenherz (Bronks, Brüssel). Beide wurden mehrmals in den Kammerspielen aufgeführt. Platz drei nimmt der clowneske Lachschlager Swinging Bananas (Theater Artemis/Den Bosch, Niederlande) in seinem kleinen Zelt auf dem Linzer Arenaplatz mit 920 Besuchern ein.

Von den 38 erlebten Produktionen in- und ausländischer Cooperationspartner seien hervorgehoben: Für die ganz Kleinen das lustige Erzähltheater von der nervtötenden Kuh Rosmarie (SCHNAWWL am Nationaltheater Mannheim) mit den beiden Protagonisten als herrlichen Tierstimmenimitatoren; und als Uraufführung die überaus witzige Eigenproduktion des Linzer Theaters Phönix über zwei "Helden": Batman und das tapfere Schneiderlein.

Sechs- bis Zehnjährige sahen zwei Linzer Uraufführungen: Die Insel von Henry Mason nach Shakespeares Der Sturm im Theater des Kindes in Linz - hier geht es um Trennung und Wiederfinden - sowie das Schauspiel Bis später, Ferdinand! von Elisabeth Vera Rathenböck (theater orange, Linz) mit Gaby Deutsch als optimaler Interpretin der kleinen Paula, die nach dem Tod ihres Bruders mit ihren vielen Fragen fertig werden muss.

Zu den mich am meisten beeindruckenden Produktionen des Festivals gehörten das Schauspiel Königinnen (Vorstadt-Theater Basel/TheaterSgaramusch): Zwillingsschwestern als Rivalinnen und doch einander zugetan, gehen als starke junge Frauen erst gemeinsam, dann getrennt ihren Lebensweg; sowie King A, ein von Het Laagland/Sittard, Niederlande, schauspielerisch wie artistisch hinreißend gestaltetes Schauspiel nach der Artussage.

Aus der Kategorie für Jugendliche und Erwachsene bleibt mir stellvertretend für alle 13 zum Teil außergewöhnlichen Produktionen (Der Turm zu Babel, Amsterdam, etwa), davon fünf aus Österreich, nur die auf erschreckende Art grandiose Aufführung des Schauspiels Der Musterschüler (Theaterwerkstatt Hannover/ Theater Triebwerk Hamburg/ Kampnagel Hamburg) hervorzuheben. Erik Schäffler hat es nach Stephen Kings Roman Apt Pupil für die Bühne bearbeitet. Elf Tage intensivster "Theaterkunst für ein junges Publikum" sind zu Ende.

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