Trendsetter Skandinavien

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Größere Bilder und längere Hintergrundberichte seien für Tageszeitungen das einzige Rezept gegen Leserschwund und Internet, waren sich Medienprofis am European Newspaper Congress in Wien einig. Preisgekröntes Vorbild: das "Svenska Dagbladet".

Fachjournalisten und Zeitungsdesigner sind sich einig: Das Svenska Dagbladet sei der aktuelle Zeitungs-Trendsetter. Mit einem innovativen Blattdesign und der radikalen Umgestaltung des Erscheinungsbildes sowie des Inhalts erhoffen sich die Blattmacher aus Stockholm, eine zukunftsfähige und markttaugliche Zeitung zu produzieren.

Doch das Svenska Dagbladet ist kein Einzelfall, in ganz Skandinavien setzt man auf das neue Gestaltungskonzept. Während viele Tageszeitungen in Österreich oft auf klassische Gestaltungselemente zurückgreifen, setzen zahlreiche Tageszeitungen aus Nordeuropa bereits jetzt das um, was Experten aus dem In- und Ausland seit Jahren als Strategie gegen Leserschwund und Verkaufseinbußen predigen - und zwar mit Erfolg.

Am "European Newspaper Congress", der vom 26. bis zum 28. April in Wien über die Bühne ging, wurde das Svenksa Dagbladet nun zu "Europas Zeitung des Jahres 2009" gekürt und die neuesten Entwicklungen im Tageszeitungsgeschäft vorgestellt.

Wie sieht die Zeitung der Zukunft aus? "Der Trend geht in Richtung magazinige Zeitung", erklärt Zeitungsdesigner Norbert Küpper. Es werde wieder mehr Wert auf Qualität, Hintergrundgeschichten und ein elegantes Erscheinungsbild gelegt. Große Bildstrecken, atemberaubende Fotos und anschauliche Info-Grafiken prägen den neuen Typus der Tageszeitungen, vor allem in den Ländern Nordeuropas. Mit ausführlichen Reportagen und umfassenden Berichten sollen Leserinnen und Leser an die jeweiligen Blätter gebunden werden. Weg von der Tagesaktualität, hin zu gut recherchierten Texten ist die neuartige Maxime dieser Verlage und Chefredakteure. Rund 600 Tageszeitungen kämpfen in Skandinavien gegen das Abdriften der Leser ins Internet - und gegeneinander.

Auch in der Schweiz bestreitet man neue Wege. Die Basler Zeitung, die nicht nur gegen das Internet, sondern auch gegen fünf Gratistageszeitungen anzukämpfen hat, setzt auf "Klarheit statt Infoflut". Ein "ReDesign" mit klaren Linien und einem eigenen Kulturmagazin als Zeitungsbeilage soll Stammleser bei der Stange halten und neue Leserschichten erreichen.

Herausforderung Internet

Hat die Zeitung eine Zukunft? Das reichhaltige und stets aktuelle Informationsangebot im Internet stellt eine große Herausforderung für jeden Zeitungsherausgeber dar. Das Problem: "Die Medienkonsumenten wandern ins Internet ab. So bleiben sie zwar als Leser ihrer Zeitung erhalten, jedoch ohne Zahlungsbereitschaft", bringt es Stephan Ruß-Mohl, Kommunikationswissenschafter an der Universität Lugano in der Schweiz und FURCHE-Kolumnist, auf den Punkt. Jetzt würde es sich für die Zeitungsmacher rächen, dass Inhalte gratis im Internet angeboten wurden, glaubt der Experte.

Zusammenarbeit Print-Online

"Relevanz statt Vollständigkeit" propagiert Leserforscher Carlo Imboden, der sich mit den Lesegewohnheiten von sogenannten Cross-Media-Nutzern, also Konsumenten mehrerer unterschiedlicher Medien, auseinandersetzt. Dadurch würde die Verweildauer des Lesers bei der Zeitung steigen - und damit auch die Auflage.

Für beide steht fest: Die Zusammenarbeit zwischen Print- und Online-Redaktion müsse verbessert werden und mehr ineinandergreifen. Nur so könne man in Zukunft weitere Leser generieren. Jedoch müsse man die Konsumenten davon überzeugen, "dass Inhalte auch online etwas Wert sind", sagt Ruß-Mohl.

Auch beim Svenska Dagbladet hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Schon heute wird Print und Online als Einheit begriffen. Aktuelle Nachrichten werden im Internet publiziert, die Zeitung geht in Richtung Magazin.

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