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Nestroy-Ausgrabung auf Schloss Rothmühle in Schwechat: "Der confuse Zauberer".

Peter Gruber hat es wieder einmal geschafft. Für die von ihm seit drei Jahrzehnten geleiteten Schwechater Nestroy-Spiele holte er diesmal ein seit der Erstinszenierung von 1832 nicht mehr professionell gespieltes Stück des "wienerischen Aristophanes" auf die Freilichtbühne. "Der confuse Zauberer oder Treue und Flatterhaftigkeit" geriet unter seiner Regie zu einem manchmal - auch weil einzelne Akteure zwei Rollen übernahmen - verwirrenden, aber alles in allem unterhaltsamen Abend. Für das ständige Nestroy-Repertoire dürfte diese tiefenpsychologisch interessante Rarität aber kaum zu gewinnen sein.

Allegorien wie Eigensinn (Franz Steiner), Treue (Esther Potesil), Flatterhaftigkeit (Regine Rieger), Melancholie (Maria Sedlaczek), Argwohn (Willi Mürwald) und Eifersucht (Sissy Stacher), aber auch realistische Figuren bestimmen die Handlung, die unverhohlen unterdrückte sexuelle Triebhaftigkeit zum Inhalt hat. Durch ins Pornografische gehende Aquarelle von Peter Fendi, aber auch aus Nestroys Biografie weiß man ja, dass das Biedermeier gar nicht so bieder war, wie die Bezeichnung dieser Epoche vermuten ließe.

Der Magier Schmafu (Bruno Reichert) sehnt sich nach einem freizügigen Leben, hat sich von der mit ihm verlobten Treue losgesagt und stellt - 25 Jahre lang vergeblich - der von ihrer Rivalin in Schlaf versetzten und von Geistern des Eigensinns in einem tiefen Kellergewölbe bewachten Flatterhaftigkeit nach. Als sich der Naivling Confusius Stockfisch (Christian Graf), dem ein Zauberring in die Hände gefallen ist, in Schmafus Dienste begibt - und dann im blauen Anzug einen mit H.C.St. bezeichneten Laptop bedient -, bekommt Schmafu freie Bahn, um seine Gelüste auszuleben. Das Geschehen mündet in eine zügellose Spaßgesellschaft, die, aufgrund konfuser Zaubereien, aber auch dank des Auftretens von Argwohn und Eifersucht, letztlich nicht zu Schmafus Glück führt. Am Ende landet er doch wieder an der Seite der Treue, was, wie Gruber das Publikum deutlich erkennen lässt, kein "Happy End", sondern eine sehr fade Zukunft bedeutet.

Das in Bruno Reichert, Christian Graf, Franz Steiner, Esther Potesil und Maria Sedlaczek seine stärksten Stützen besitzende Amateurensemble überzeugt durch ungeheure Spielfreude und den richtigen Nestroy-Ton, der auch in den Couplets mit einigen frechen Zusatzstrophen getroffen wird. Überraschend gut werden auch die bühnen- und zaubertechnischen Erfordernisse des Stückes bewältigt. Das Premierenpublikum dankte mit lange anhaltendem, herzlichem Applaus.

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