Trojahns bitterböse Limonen

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Das Kasino am Schwarzenbergplatz ein ideales Ambiente für zeitgenössische Oper? Nicht für Staatsopernchef Dominique Meyer, sehr wohl für seinen Direktionskollegen von der Volksoper, Robert Meyer. Er machte am Wochenende gleich die erste Probe aufs Exempel: mit drei zu einer Einheit verbundenen Einaktern des deutschen Komponisten Manfred Trojahn. Es sind bitterböse Sujets, mit denen er in seinen 2003 in Köln uraufgeführten "Limonen aus Sizilien" konfrontiert.

In "Der Schraubstock" erlebt man, wie die von ihrem Mann, Giulia Fabbri, in die Enge getriebene Gattin Andrea das Verhältnis mit dessen Freund, Antonio Serra, zugeben muss, weswegen sie den Freitod wählt, dessen Schuld sich die beiden Männer dann gegenseitig zuschieben.

In "Limonen aus Sizilien" - es hat dieser Trias den Titel gegeben, weil in jeder der drei Geschichten Limonen vorkommen -muss Micuccio, der Sohn aus der zuerst geschilderten Ehe, erfahren, dass seine mittlerweile zu einer Diva aufgestiegenen Geliebte nichts mehr von ihm wissen will.

In "Eine Freundschaft" gesteht der dem Tode nahe, scheinbar von allen guten Geistern verlassene Micuccio seinem Freund Alberto Serra, dass er mit dessen Frau ein jahrelanges Verhältnis hatte und der Vater von dessen Kindern sei. Italienische Verhältnisse, die freilich auch anderswo sehr denkbar sind, werden hier serviert.

Von Italienern inspiriert

Augenscheinlich haben sich beide Autoren, der Komponist und sein Librettist dafür von Italienern beeinflussen lassen: Trojahn von Puccinis "Il trittico" und Wolfgang Willaschek von Luigi Pirandello.

Ganz dem Charakter von Konversationsstücken entspricht Trojahns auf die Wortdeutlichkeit der Protagonisten und Darstellung ihrer Befindlichkeit konzentrierte Musik, die mit ihren auf die jeweilige Atmosphäre vorbereitenden Vorspielen auf die kommenden Szenerien ideal einstimmt. Subtil erdachte Musik, die zu eigenständig ist, um - wie im Programmheft -mit Brittens Interludien zu "Peter Grimes" verglichen werden zu müssen. Und die, wie die Aufführung durch das Orchester der Volksoper unter der engagierten Leitung von Gerrit Prießnitz demonstrierte, sich ideal in einem überschaubaren Ambiente wie dem Kasino realisieren lässt.

Da braucht es nur wenige Requisiten wie Sessel, Bett, Tisch, Absperrkette und einige Italiens Landschaft suggerierende Zypressen, um die Schauplätze (Bühnenbild und Kostüme: Dietlind Konold) deutlich zu machen. Und weil mit Rebecca Nelsen, Carsten Süss, Morten Frank Larsen, Manuela Leonhartsberger, Ursula Pfitzner, Daniel Ohlenschläger und Birgid Steinberger die hintergründigen Pointen dieser Geschichten hörbar genießende Singschauspieler aufgeboten waren, war es für die Regie (Mascha Pörzgen) ein Leichtes, sie durch diese Seelenlandschaften zu führen.

Limonen aus Sizilien Volksoper/Kasino, 16., 19., 20. Feb.

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