Trotzdem der ganze "Ring“

Werbung
Werbung
Werbung

Die Volksoper zeigt eine gelungene konzertante Aufführungsserie von Loriots köstlicher "Ring“-Version.

Einfach ist es nicht, in diesem Wagner-Jahr mit einer eigenen Note aufzuwarten. Aber Schande ist es keineswegs, wenn man sich an eine einstige, exakt zu diesem Thema passende Produktion erinnert und diese in einer Neuproduktion ansetzt. Wie an der Wiener Volksoper. Demnächst ist es zwanzig Jahre her, dass im Haus am Währinger Gürtel "Wagners Ring an einem Abend“ auf dem Programm stand: der Versuch, die Tetralogie auf einen Abend von drei Stunden zu konzentrieren, die Geschichte, angereichert mit viel Witz und hintergründiger Ironie, in einer heutigen Sprache zu erzählen.

Der Direktor in Loriots Rolle

Man muss schon ein besonderer Kenner dieses Sujets sein, um sich einer solchen Herausforderung nicht nur zu stellen, sondern auch an ihr nicht zu scheitern. Und Freiherr von Bülow, wie der große Humorist Loriot mit bürgerlichem Namen hieß, war ein solcher. Hätte er, wie er launig anmerkte, sich auf die Kunst des Notenlesens verstanden, wäre mit ihm wohl auch in der Musik zu rechnen gewesen. Ob er damit nicht wieder einmal Augen zwinkernd untertrieben hat?

Und an der Volksoper? Im Juni 1993 las Loriot selbst seinen Text, und es dirigierte Ernst Märzendorfer, der dafür die entsprechenden Musikstücke ausgewählt hatte, das Orchester. Diesmal gab der Direktor des Hauses, Robert Meyer, den Sprecher. Auch er gestaltete seinen Part mit pointierter Souveränität. Am Pult konnte man einen Volksoperndebütanten begrüßen, Jac van Steen, bisher in führenden Positionen in Bochum, Weimar, Winterthur und Dortmund tätig und gern gesehener Gast bei renommierten englischen Orchestern. Ob er künftig öfter an die Volksoper kommen wird? Jedenfalls ließen er und das entsprechend aufspielende Orchester keinen Zweifel, wie gut sie einander verstehen.

Sehr ordentlich erwiesen sich auch die Protagonisten, angeführt von Sebastian Holeceks profundem Wotan/Wanderer, Martin Winklers rollendeckendem Alberich, der auftrumpfenden Brünnhilde Irmgard Vilsmaiers, dem Bayreuth-erprobten Endrik Wottrich als Siegmund und Siegfried und der achtbaren Waltraute von Sulie Girardi. Solide die übrige Besetzung.

Wagners Ring an einem Abend

Volksoper Wien

30. Mai, 2. Juni

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung