Trügerische Einfachheit des "Rigoletto“

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Ein Konzept ist das eine, seine Realisierung das andere, wie die Wiener Festwochen wieder einmal beweisen. Und zwar in dem Genre, das sie seit Jahren mehr als stiefmütterlich behandeln, die Musik - wenngleich sie seinerzeit als Musikfest begonnen haben. Bis zum Verdi-Jahr 2013 will man die drei populärsten Verdi-Opern - "Rigoletto“, "La Traviata“ und "Der Troubadour“ - in maßstabsetzenden Inszenierungen produzieren. Nicht allein, versteht sich, sondern im Verbund mit bedeutenden Theatern. Konkret: der Met und dem Teatro alla Scala, was insoferne auf der Hand liegt, als Scala-Intendant Stéphane Lissner auch Musikdirektor der Wiener Festwochen ist, ohne hier bisher irgendeine persönliche Handschrift hinterlassen zu haben.

Luc Bondy, der Festwochenintendant persönlich, hat sich dieser Trias als Regisseur angenommen. Der von Daniel Barenboim geförderte künftige Musikchef der Oper von Valencia Omer Meir Wellber wurde als Dirigent verpflichtet. Auch bei den Sängerinnen und Sängern ging man auf Suche nach neuen, zukunftsträchtigen Namen.

Regiekonzept zum Nachlesen

Mit "Rigoletto“ also wurde nun dieses ambitionierte Verdi-Projekt begonnen. Hochragende schwarze Platten dominieren in den beiden ersten Akten die von Erich Wonder erdachte, schwarz ausgelegte Bühne, im letzten ist es ein Verschlag. Ein betont nüchternes, den Protagonisten entsprechend Raum gebendes Ambiente. Ideal für einen Regisseur, der Personen führen, ihnen entsprechend Konturen geben kann. Aber nichts von alldem: Kaum mehr als zufällig wirken selbst die Auf- und Abgänge der in der Entstehungszeit des Werks gekleideten (Kostüme: Moidele Bickel) Protagonisten. Ganz im Gegenteil zu jenem klugen Essay, den Bondy zusammen mit seinem Dramaturgen Geoffrey Layton für das Programmheft verfasst hat, und worin er nachweist, dass zu den Themen von "Rigoletto“ neben Mord, Besitzergreifung, Triebbefreiung auch Namenlosigkeit zählt. Seine Regie verrät davon nichts.

Auch musikalisch bleibt dieser neue, demnächst in New York und Mailand zu sehende "Rigoletto“ unter den Erwartungen. Denn noch hat Omer Weir Wellber keine durchgehend plausible Tempodramaturgie für diesen Verdi gefunden, lässt (in diesem Fall das RSO Wien) vielfach zu lautstark, in den intimeren Passagen zu wenig delikat aufspielen. Auch die Korrespondenz mit dem sorgfältig vorbereiteten Arnold Schoenberg Chor (Ottokar Prochazka) klappt nur zum Teil.

Nicht mehr als solide die Sängerbesetzung mit George Gagnidze als oft mühevoll seine Töne stemmendem Titelhelden, der in der Höhe etwas schrillen Chen Reiss als farbloser Gilda und dem noch um Geschmeidigkeit ringenden Francesco Demuro als Herzog von Mantua an der Spitze. Trügerisch, lehrt diese Produktion, sind nicht nur Weiberherzen, auch diese Partitur scheint einfacher, als sie tatsächlich ist …

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