Der Kleine wollte etwas von mir wissen. "Wofür ist das Leben eigentlich gut?", hat er mich gefragt. Es war weniger die Frage an sich, über die ich mich wundern musste - manchmal hat er einfach eine etwas ontologische Ader; es war eher der Zeitpunkt, der mich verblüffte. Gerade eben war er über Pfingsten nicht nur singend durch Opas Garten gestreift, er hatte gemeinsam mit dem Großen dort sogar gecampt: in seinem neuen Zelt, auf seiner neuen Liegematte und in seinem neuen Schlafsack, den man so eng zuziehen konnte, dass der Wurm darin als Mischung zwischen Mumie und Raupe Nimmersatt erschien. (Die neue Taschenlampe ist leider in jenem schwarzen Loch verschwunden, in dem sich auch schon das Schularbeitenheft entmaterialisierte. Wofür sind schwarze Löcher eigentlich gut?)
Wie auch immer: Es lagen Tage prallvoll mit Leben hinter ihm, Tage, in denen er sich im Garten spüren konnte, in denen er den Opa mit der ganzen Mischpoche hochleben lassen durfte -und ihm sogar dabei zuhören konnte, wie er in der evangelischen Kirche über Achsa predigte, die ihren Vater Kaleb bat, ihr doch bitte nicht nur das dürre Südland zu schenken, sondern auch Wasserquellen. Auch wir bräuchten solche Quellen, meinte der Opa; alles andere reiche nicht.
Vielleicht war es das, was meinen Kleinen zu seiner existenziellen Frage inspirierte. Vielleicht aber auch die Meldung, dass wieder irgendwelche Menschen andere im Namen irgendeines Gottes massakriert hatten. Meine Antwort fiel jedenfalls dürftig aus. "Das Leben ist dazu gut, dass wir Freude daran haben und das weitergeben", habe ich gestammelt. Das Video, das wir später gemeinsam studierten, hat diese Botschaft noch etwas besser ausgedrückt. Bruce Springsteen und Paul McCartney, die alten Haudegen, kreischen darin vor einem prallvollen Stadion den Klassiker "Twist and Shout". Auch dazu ist das Leben gut. Wirklich.
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