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Bachmanns literarische "Arbeit am Frieden" im Literaturhaus Graz.

Es ist Krieg. Du kannst nur diese kurze Pause haben, mehr nicht". "Dann will ich nicht mehr leben, weil ich den Krieg nicht will ... Ich will, daß der Krieg ein Ende nimmt." Dieses Gespräch zwischen Malina und dem weiblichen Ich in Bachmanns letztem Roman, dem einzigen vollendeten der Todesarten-Trilogie, spricht ein Thema an, das sich quasi als roter Faden durch das ganze Leben und Werk der Schriftstellerin zieht. "Schreiben gegen den Krieg" nennt sich dann auch die im Grazer Literaturhaus gezeigte Ausstellung über Ingeborg Bachmann.

Kuratiert von dem profunden Bachmann-Kenner Hans Höller und feinfühlig umgesetzt von Erika Thümmel, führt die Ausstellung chronologisch durch das Leben der Autorin. Als "Leseausstellung" konzipiert, wird dabei an jedem Schauplatz das Werk ins Zentrum gestellt. Die hervorragend ausgewählten Texte versammeln Bekanntes - Ausschnitte aus Bachmanns schönsten Gedichten - und Unveröffentlichtes, wie etwa das Typoskript des Kriegstagebuchs von 1945. Gekonnt inszeniert man die Sprache, zentriert auf das Grundthema, das im jeweiligen Kontext seine spezifische Ausprägung erfährt. Auch Ingeborg Bachmann selbst kommt zu Wort, ihre Stimme ist über Kopfhörer zu hören, jeweils mit Schlüsselpassagen der gezeigten Texte. Bereits in ihrer ersten Erzählung, "Das Honditschkreuz", wird die Utopie des friedlichen Aneinandergrenzens der Völker der Militarisierung der Grenze und des Heimatgefühls, das Bachmanns Kärntner Kindheit prägte, entgegengestellt. Dieser andere Begriff von Grenze findet sich in der Lyrik wieder. "Wir aber wollen über Grenzen sprechen, / und gehn auch Grenzen noch durch jedes Wort: / wir werden sie vor Heimweh überschreiten / und dann in Einklang stehn mit jedem Ort."

Während der Studienzeit im Nachkriegs-Wien, im Umkreis der Gruppe 47, durch die Freundschaft mit Paul Celan und Ilse Aichinger gewinnt die Dimension des Erinnerns an die Schrecken der Shoa tragende Bedeutung für Bachmanns Denken und Schreiben: "Wer, wenn der Morgen kommt, ... wagt's, sich der Nacht zu erinnern?" Auch in den Libretti für Hans Werner Henze ist der Kampf gegen Gewalt und Krieg zentrales Thema. In den Frankfurter Vorlesungen konfrontierte Bachmann Texte Marinettis mit Gedichten von Nelly Sachs und Marie Luise Kaschnitz. Das Fortwirken des Kriegs über 1945 hinaus wird der Leitgedanke ihres weiteren Schreibens. Engagiert tritt sie öffentlich gegen den Vietnamkrieg ein. Ausgangspunkt eines 1964 geplanten internationalen Zeitschriften-Projekts ist der Konsens über eine "Arbeit am Frieden".

Neben wenigen persönlichen Gegenständen wie Studentenausweis, Briefbeschwerer, Kaffeetasse oder Aschenbecher ist Bachmanns Schreibmaschine zu sehen. "Böhmen liegt am Meer" entsteht als Projektion des Typoskripts langsam vor den Augen der Besucher: "Kommt her, ihr Böhmen alle ..." Komplettiert wird die gerade durch ihre Konzentration bestechende Schau durch das 1973 aufgezeichnete letzte Filmporträt der Dichterin: "Ingeborg Bachmann in Rom".

Schreiben gegen den krieg

Ingeborg Bachmann 1926-1973

Literaturhaus Graz

Elisabethstr. 30, 8010 Graz

www.literaturhaus-graz.at

Bis 5. April tähl. 9-16 Uhr

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