Überwindung der Regionalisierung

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Es ist schick, dem ORF jegliche Innovationskraft abzusprechen. Doch mit der TVthek beweist er das Gegenteil. Zwischen 150.000 und 200.000 Abrufe pro Tag registriert das Ende 2009 gestartete Online-Portal. Angesichts von täglich fünf Millionen ORF-Radiohörern und immer noch 3,5 Millionen Fernsehern mag das auf den ersten Blick bescheiden wirken. Doch die herkömmliche Quotenlogik versagt als Gradmesser für dieses Angebot der Kategorie video on demand.

ORF On ist das publikumsstärkste informationsorientierte Internet-Angebot aus Österreich. Es hat wöchentlich 1,2 Millionen User. Der ORF-Teletext dagegen verzeichnet pro Woche 2,1 Millionen Nutzer. Im Wettbewerb der Bildschirme liegt die Mattscheibe also auch als Flatscreen noch weit vor Desk- und Laptop. Umso bemerkenswerter sind die wöchentlich mehr als eine Million Downloads aus der TVthek # dem Fernsehen zum Nachschauen.

Am gefragtesten ist dabei #Wenn die Musi spielt#. Dennoch erfüllt der ORF hier in aller erster Linie die Aufgabe des Service public. So ist es zwar seit der Digitalisierung möglich, in Vorarlberg #Burgenland heute# zu sehen. Beides zugleich überfordert aber unsere Multitaskingfähigkeit. Erst durch die TVthek lässt sich die regionale ORF-Berichterstattung zu den Landtagswahlen in der Steiermark und Wien auch aus anderen Bundesländern komplett nachvollziehen.

In Kombination mit dem Internet-Radio überwindet der ORF so seine Regionalisierung. Denn die Bürgernähe von Radio Kärnten bis #Tirol heute# reduziert das Gemeinwesen vom Staat aufs Land. Online-Angebote dagegen fördern den Blick zum Nachbarn # ohne Zwangsbeglückung. Die bundesweite Ausstrahlung steirischer oder Wiener Elefantenrunden wäre eine Zumutung, via Internet treffen sie exakt ihr Zielpublikum jenseits der Landesgrenzen.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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