Um Kalbskopf und Schnepfendreck

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Mit seinem Stück "Die geretteten Köche" ist Alfred Kolleritsch vom kochenden Philosophen zum philosophierenden Koch geworden. In einem Heilbad treffen sich vier ältere Herren, zwei Philosophen, ein Theologe und ein Maler. Sie werden in ein Schloß eingeladen, um dort eine Koch-Freß-Sauf-Liebesorgie zu feiern. Das Endziel ist dabei nicht der Lustgewinn: Kolleritsch nennt es "Erkenntniskochen", Selbstfindung auf dem Weg durch Mund, Schlund und Bauch. Ein paar Wortspiele zitieren Philosophen von Parmenides bis Nietzsche, aber die Hauptsache bleibt das Essen. Da werden Gerichte gepriesen, Zutaten aufgezählt, Rezepte beschrieben.

Das hätte ganz lustig sein können, doch Regisseur Marc Günther läßt dem Stück keine Chance. Das Publikum wird in Bussen mit verhängten Fenstern zu einem geheimen Ort gebracht. Dieser entpuppt sich als nasser, kalter, stinkender Keller, wo man zwei Stunden stehen darf. Mehrere Schafe (lebendig), ein Schwein (tot), ein paar Fische (Plastik), Obst und Gemüse (echt), Doppelliterflaschen (leer) täuschen einen Bauernhof vor. Die Darsteller klettern mit bewundernswerter Selbstverleugnung auf Tische oder rutschen über den nassen, dreckigen Boden. Nur wenn Libgart Schwarz als Stimme der toten Köchin zu hören ist, kommt Poesie auf. Ach ja, der Anfang des Stückes wurde schon im Bus mittels Videofilm gezeigt. Vegetariern ist dieses Spiel um Kalbskopf und Schnepfendreck weniger anzuraten.

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