Um Liebe und Intrigen kreisen

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Nicht in einem römischen Palais des 19. Jahrhunderts, sondern in einer Bar der 1970er-Jahre spielt der neue Staatsopern-"Don Pasquale", der damit nach dreißig Jahren auf den Spielplan des Hauses am Ring zurückgekehrt ist.

Längst ist man gewohnt, dass bei Neuproduktionen die Sujets in die Gegenwart verlegt werden. Weil, so die allgemeine Meinung, sich Stoffe damit erst - zumindest besser für den heutigen Betrachter - erschließen. Eine Sicht, die dann ihre Berechtigung hat, wenn sich eine solche Idee mit den Intentionen des Stücks deckt.

Auch Irina Brook, Tochter des großen Theatermannes Peter Brook, die damit ihr Staatsoperndebüt beging, lässt Donizettis um Liebe und Intrige kreisendes, in ein wenigstens teilweises Happy End führendes dreiaktiges dramma buffo nicht am Originalschauplatz spielen - sondern in einem schon etwas heruntergekommenen Nachtclub der 1970er-Jahre. Der Titelheld wird zum Nachtclubbesitzer, der so gut wie alle Kunden verloren hat. Nur ein alter Butler ist ihm treu geblieben. Ernesto darf sich am Schluss als eine Art Pop-Barde geben. Malatesta wird präsentiert als einer seiner Schulfreunde, der sich mit alternativen Heilmethoden auseinandersetzt.

Exzellent und souverän

Eine anfangs durchaus gewöhnungsbedürftige Auslegung, die dennoch den spezifischen Witz und die ernste Aussage dieses Stücks, wie schon der herzlich akklamierte Premierenabend zeigte, nicht verdeckt. Nicht nur, weil Brook - unterstützt von der zuweilen mit schrillen Farben aufwartenden Bühnenarchitektur von Noëlle Ginefri-Corbel und den von Sylvie MartinHyszka erdachten Kostümen - die Protagonisten mit viel Witz und Fantasie zu führen versteht.

Sondern auch, weil ihr dafür ein exzellentes Team von Sängerschauspielern zur Verfügung steht: Michele Pertusi als ungewohnt sympathisch gezeichneter Titelheld, Valentina Nafornit¸a als souverän ihre Reize ausspielende Norina, Juan Diego Floréz als virtuoser, sich zuweilen als Pop-Barde gebärdender Ernesto, Alessio Arduini als glasklar artikulierender Malatesta und Wolfram Igor Derntl als untadeliger Notar.

Ein rundum perfekter Abend also? Nicht ganz. Wenigstens einiges von den innovatorischen Ideen der Inszenierung hätte man sich vom Dirigenten Jesús López-Cobos gewünscht, der die zahlreichen Pointen dieser meisterhaften Partitur zu zaghaft zünden lässt, mehr auf eine behutsame Korrespondenz zwischen Bühne und Orchestergraben als auf moussierende Brillanz und mitreißende Energie setzt.

Dabei wäre das exakt musizierende Orchester durchaus dazu bereit gewesen, man muss es entsprechend animieren. Möglich, dass dies im Laufe der kommenden Aufführungen noch gelingt.

Don Pasquale

Staatsoper, 2., 5.8.11., 15., 18.21., 24. --Mai

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