Unbedingtes Vertrauen in die Laien

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Dass Maximilian Aichern zum Jahreswechsel 1981/82 zum Bischof von Linz ernannt wurde, war eine Überraschung - und ein Segen für die aufgeschlossene Diözese. Sowie aus konservativer Sicht ein Betriebsunfall. Denn schon damals hatten allerlei Denunzianten Österreichs katholische Kirche der Ära Kardinal Königs in Rom angeschwärzt. Ein Hardliner namens Kurt Krenn scharrte in den Startlöchern, er konnte damals aber, heißt es, von König - noch - verhindert werden. Aber der Favorit für den Linzer Bischofsstuhl durfte nicht zum Zug kommen: Alois Wagner, langjähriger Weihbischof und Organisator der Linzer Diözesansynode, die die Reformen des II. Vatikanums umsetzte, wurde nach Rom weggelobt und Maximilian Aichern, populärer Abt im obersteirischen Benediktinerstift St. Lambrecht, zog ins Linzer bischöfliche Palais ein.

Am 26. Dezember wird Bischof Maximilian 80 Jahre alt und seine Diözese wie die katholische Kirche Österreichs im Gesamten sind diesem guten Hirten im besten Wortsinn zu großem Dank verpflichtet.

Aichern, 1932 in Wien geboren, war die Bischofskarriere ganz und gar nicht in die Wiege gelegt. Nach der Matura arbeitete er im elterlichen Fleischhauerbetrieb, den er eigentlich übernehmen sollte. Er engagierte sich aber schon als junger Mann in der Katholischen Arbeiterjugend. 1954 ließ er das Fleischerhandwerk sein und trat ins Benediktinerstift St. Lambrecht ein. Schon fünf Jahre nach seiner Priesterweihe wurde der beliebte Ordensmann von seinen Mitbrüdern zum Abt-Koadjutor gewählt, 1977 übernahm er zur Gänze die Agenden des Abtes von St. Lambrecht. Doch in seinem geliebten Kloster konnte er nicht lange bleiben.

Nach seiner Bischofsweihe im Jänner 1982 versuchte Aichern, Ruhe in die polarisierte Diözese Linz zu bringen. Er war äußerst populär, und wurde dennoch wegen seines offenen, menschenfreundlichen und pastoralen Leitungsstils von einer kleinen, aber lautstarken konservativen Gruppe in Rom vernadert; die Angriffe machten ihm persönlich zu schaffen, sein Rücktritt 2005, zwei Jahre vor Erreichung der Altersgrenze, hatte wesentlich mit diesen Vorgängen zu tun.

Dennoch ist der emeritierte Bischof von Linz in dieser Diözese vielen als Vaterfigur ans Herz gewachsen und wird bis zum heutigen Tag hoch geachtet. Als österreichischer Sozialbischof engagierte er sich auch maßgeblich für die Belange der sozialen Gerechtigkeit, der Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe 1990 entstand unter seiner Federführung, ebenso markant war sein Engagement beim Ökumenischen Sozialwort 2003 sowie bei der "Allianz für den freien Sonntag“.

Maximilian Aicherns beständiger Einsatz galt auch dem Laienapostolat, in seiner Diözese förderte er die Katholische Aktion und ihre Gliederungen. Und als nach der konservativen Wende an der heimischen Kirchenspitze in den späten 1980er Jahren die Hardliner wie Kurt Krenn versuchten, die offizielle Laienorganisation zu marginalisieren, stärkte Aichern der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) beharrlich und unermüdlich den Rücken. Dieses unbedingte Vertrauen in das Engagement der Laien in der Kirche, wie es auch in den Dokumenten des II. Vatikanums formuliert ist, sei nicht selbstverständlich gewesen, meint die gegenwärtige KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer: "An diese Unterstützung will die KAÖ gerade zum 80. Geburtstag von Maximilian Aichern mit großer Dankbarkeit erinnern.“

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